Barrierefreiheit im Warenkorb: was Onlineshops machen können

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- Timo Tauchnitz- Dennis Bruder- Alexandra Gödde (Intro mit Musikuntermalung)

Timo Tauchnitz

Ja, also ich finde das Einfachste und Allererste, was man natürlich machen kann, ist erstmal so ein reiner Selbsttest. Das heißt, ich packe mal meine Maus zur Seite und versuche mal, meinen Shop einfach nur mit der Tastatur zu bedienen. Da werden nämlich wahrscheinlich oder leider schon die meisten feststellen, hey, das funktioniert ja gar nicht. Ich kann irgendwie gar nichts bei mir kaufen, wenn ich nur die Tastatur vor mir habe. Da gibt es verschiedene Sachen, die man da als Selbsttest machen kann. Ich denke aber, es ist von Anfang an erstmal sinnvoll, sich so einen strukturierten Plan für das Projekt zu machen. barrierefrei zu machen. Heißt, was will ich machen und was muss ich machen und kann ich das Ganze selbst machen und bis wann will ich das machen.

Alexandra Gödde (Intro mit Musikuntermalung)

BarriereLos, der Podcast für barrierefreie Lösungen im digitalen Raum.

Dennis Bruder

Hallo und willkommen zu BarriereLos, dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Mein Name ist Dennis Bruder von der Beratungsstelle Barrierefreiheit in Bayern und bevor wir heute loslegen, ein kleiner Hinweis in eigener Sache. Wenn euch unser Podcast barrierelos gefällt, dann würden wir uns sehr freuen, wenn ihr unseren Podcast auch abonniert, uns eine Bewertung gebt oder vielleicht auch einen Kommentar auf den Plattformen schreibt, auf denen ihr gerade zuhört. Das würde uns helfen, den Podcast sicht- bzw. hörbarer zu machen und natürlich freuen wir uns auch sehr über euer Feedback. Und nach diesem kleinen Hinweis will ich dann auch gleich zu unserem heutigen Thema kommen. das nun durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz nochmal richtig Fahrt aufgenommen hat. Nämlich die besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung bzw. Testung barrierefreier Online-Shops. Und jemand, der da auch ganz praktisch darüber erzählen kann, ist unser heutiger Gast, der sich einerseits selbst seit vielen Jahren mit dem Thema digitale Barrierefreiheit beschäftigt und auch bei der letzten Online-Shop-Studie, bei der wir auch von der Pfennigparade beteiligt waren, ebenfalls mit im Boot war. Ich spreche mit Timo Tauchnitz von der Agentur UDG. Hallo Timo, schön, dass du da bist.

Timo Tauchnitz

Hi, ja schön, dass ich da sein kann.

Dennis Bruder

Ja, fast genau. Also bevor wir jetzt einsteigen, stell dich doch einfach mal kurz vor. Wer bist du und was machst du bei UDG?

Timo Tauchnitz

Ja, hi. Also ich bin Timo, ich bin 40 Jahre, komme aus dem schönen Mainz am Rhein, bin verheiratet, habe zwei Kids und bin bei der UDG als Specialist UX, also User Experience und Inclusive Design. Und ja, nebentätig auch noch als Betriebsrat oder als Facilitator für Design Thinking oder Design Sprints, aber natürlich hauptsächlich dafür da, gerade digitale Barrierefreiheit zu unterstützen bei Kundinnen und Kunden oder natürlich Audits zu machen.

Dennis Bruder

Warum beschäftigt ihr euch denn bei UDG überhaupt mit dem Thema oder du im Speziellen? Also warum ist das Thema jetzt auch bei deinen Projekten so wichtig?

Timo Tauchnitz

Ja, also mir war das Thema schon immer sehr wichtig, auch im Rahmen von UX. Ich finde, das ist ja natürlich immer was, was auch Hand in Hand geht, dass man, wenn man eine gute User Experience liefern will, die natürlich für alle Menschen sichtbar macht und auch erlebbar macht. Deswegen habe ich das Thema bei uns so ein bisschen getrieben und da auch eine eigene Abteilung sozusagen dann ein bisschen aufgebaut bei uns, dass wir da auch das Thema dann in allen Projekten mitdenken und auch Firmen unterstützen können, das wichtige Thema, also mir wichtige Thema, da auch weiter voranzutreiben.

Dennis Bruder

Ja, schön, dass ihr euch da schon so reingefuchst habt. Heute will ich eigentlich mit dir vor allem über... Das Thema Online-Shops reden, also da hast du ja vielleicht auch schon einige Erfahrungen sammeln können, beziehungsweise ihr, und das Thema an sich ist ja bei Webseiten schon komplex, aber bei Online-Shops gibt es nochmal ganz besondere Herausforderungen, wie dynamische Filter, Warenkörbe, Bezahlprozesse. Wo ist denn für dich die größte Herausforderung bei dem Thema?

Timo Tauchnitz

Ja, du hast es schon gesagt, also wenn man jetzt erstmal Shops mit so reinen Informationsseiten, sag ich mal, vergleicht. Dann gibt es viele Dinge, die das Ganze so ein bisschen komplexer machen, wie du schon erwähnt hast. Natürlich die Filterungen, die suchen für die Produkte und natürlich diese ganze Checkout-Strecke, die man ja bei anderen Webseiten dann überhaupt nicht mehr drin hat, wo auch ganz viele dynamische Inhalte angezeigt werden können oder auch natürlich werden. Und da ist es häufig der Fall, dass da Probleme auftreten, gerade bei den dynamischen Inhalten. Also wenn man jetzt darüber nachdenkt, ich lege ein Produkt in den Warenkorb, dann sehe ich vielleicht als sehende Person, dass ich das in den Warenkorb gelegt habe, weil oben an diesem kleinen Warenkorb eine kleine 1 auftaucht möglicherweise oder auch eine Nachricht. Aber häufig wird dann nicht bedacht, dass auch Menschen, die nichts sehen können, diese Nachricht natürlich auch brauchen. Und somit tritt dann schon direkt das erste Problem auf.

Dennis Bruder

Ja, das ist dann schon mal eine Hürde. Was meinst du, gibt es so typische Fehler, auf die du immer wieder gestoßen bist bei der Umsetzung von Shops?

Timo Tauchnitz

Ja, das sind leider Fehler, die sich nicht nur speziell auf Shops dann beschränken. Allen voran ist es leider die Tastaturbedienbarkeit im Allgemeinen. Also, dass einfach Webseiten und dann die Shops natürlich nicht mit der Tastatur bedienbar sind. Da gibt es verschiedene... Warum? Und zwar ist es dann häufig so, dass da kein Tastaturfokus, also das ist quasi der Mauszeiger der Tastatur, wenn ich mit der Tastatur navigiere, muss ich ja sehen, wo ich mich gerade befinde. Und dieser Fokus, der wird dann entweder gar nicht angezeigt oder er ist ganz, ganz schlecht sichtbar oder bestimmte Elemente sind auch überhaupt nicht mit der Tastatur bedienbar. Das sieht man häufig bei den Cookie-Einstellungen, die dann ganz am Anfang abgefragt werden. Overlay oder auch Modal auf und da kann ich dann mit der Tastatur häufig gar nicht erst rein. Oder das sehe ich aber auch ganz häufig bei Warnkörben, also wenn ich was in den Warnkorb lege, dann geht auch ganz oft so ein Modal off, wo ich dann sehe, was ich gerade im Warnkorb habe und das ist auch sehr sehr häufig gar nicht mit der Tastatur dann erreichbar oder wenn, dann nur ganz ganz schlecht, weil es im Code sozusagen an die letzte Stelle auf einmal gepackt wird und ich muss erst die ganze Seite durchspringen. Also das sind auf jeden Fall große Probleme und natürlich so die alten Pappenheimer wie ich habe keinen guten Kontrast, mir werden bestimmte Buttons einfach nicht ausgegeben für Screenreader, das heißt, wenn ich den Button mit einem Screenreader fokussiere, dann sagt der Screenreader nur Button, weil nichts anderes hinterlegt ist und ich weiß gar nicht, was ich da tun kann. Also solche Dinge sind natürlich ganz, ganz häufig. Aber speziell jetzt im Online-Shop unterscheiden sich die Fehler lustigerweise oder leider auch gar nicht so von den ganzen anderen Seiten.

Dennis Bruder

Ja, ich glaube die Besonderheit, also der Fehler wahrscheinlich an sich nicht, aber der Fehler, wenn der nur auf einem Teil der Teststrecke oder der Strecke auftritt, ist dann wahrscheinlich eher das Problem in so einem Shop-Prozess. Aber da kannst du vielleicht auch gleich nochmal was drüber erzählen. gibt es so kleine Anpassungen, die man vielleicht jetzt auch als Unternehmen oder als Shopbetreiber vornehmen kann, um da vielleicht einen größeren Effekt zu erzielen? Also gibt es da eine besondere Herangehensweise, die du vielleicht empfehlen würdest?

Timo Tauchnitz

Also kleine Anpassungen ist immer die Frage, was man da gerne tun möchte. Prinzipiell natürlich würde ich erstmal empfehlen, alle Basisanforderungen der WCAG. Aber wenn man jetzt... einfach so kleinere Dinge mal umsetzen will, die meiner Meinung nach einen großen Impact haben, dann erstmal würde ich empfehlen verständlicher Text. Ich finde, daran scheitert es dann häufig schon, dass die Texte viel zu verworren geschrieben sind und auch nicht richtig strukturiert. Ein großes Problem sind natürlich auch Alttexte für Bilder. Das sehe ich dann bei Shops auch ganz häufig, dass die Produktbilder einfach keinen Alttext haben oder wenn, dann einfach immer nur den Produktnamen. Und da kann ich dann als nicht sehende Person natürlich überhaupt nichts mit anfangen, wenn dann in so einem Produktbildkarussell vier, fünf Mal der Produktname einfach nur genannt wird. Das sind auf jeden Fall große Stellschrauben mit eigentlich einem kleinen Input nur. Und was ich immer finde, was sehr, sehr gut ist und auch sehr einfach umgesetzt, sind sogenannte Skip-Links. Das heißt, wenn ich die Webseite mit der Tastatur navigiere, dann kann ich damit bestimmte Bereiche einfach überspringen. Zum Beispiel den kompletten Kopfbereich, dass ich mich, wenn ich mich auf der Website bewege, nicht immer diesen Kopfbereich durchspringen muss. Und aber auch so Produktbildkarussells beispielsweise, also wo mehrere Produkte hintereinander sind. Wenn ich da einfach nicht rein will, dann hilft mir so ein Skip-Link, der mich das Ganze überspringen lässt, schon sehr, sehr stark.

Dennis Bruder

Du warst ja auch viel in der Testung bei der... Überprüfung der letzten Studie, der Online-Studie zur Barrierefreiheit von Online-Shops beteiligt. Wie lief denn da so auch so ein Testprozess für dich ab? Was für Tools verwendest du? Machst du automatisiert Prüfungen oder ergänzt du durch manuelle Prüfungen? Wie machst du das einerseits in der Studie und dann auch vielleicht, wenn ihr mal selber Testungen für Webseiten habt?

Timo Tauchnitz

Ja, also in der Studie haben wir uns das größtenteils aufgeteilt, sodass eine Person verschiedene Erfolgskriterien getestet hat und die andere Person dann die anderen Erfolgskriterien. Somit konnte man sich dann auf einen Prüfpunkt oder zwei konzentrieren und die dann für alle Webseiten ganz gut durchtesten. Wie ich das prinzipiell mache, ist, dass ich eigentlich weniger auf automatisierte Tests setze. sondern viel auch manuell dann teste. Natürlich nehme ich da so Sachen wie Bookmarklets, also das sind so kleine JavaScript-Sachen, die man als Bookmark speichert, die die Webseite dann in einer bestimmten Weise verändern oder auch Sachen zeigen, wie beispielsweise Alttexte und so weiter. So was nutze ich dann ganz gerne. Und ja, wenn wir jetzt bei uns testen in der UDG, da benutzen wir allen voran eine Software, die nennt sich CART. Das ist einfach, man kann sich das vorstellen wie so eine Anleitung, wie ein Testskript, wo wir dann durchgehen und das immer wieder einstellen können, was wir gefunden haben. Da ist auch immer noch einmal eine automatisierte Testung mit dabei. Das ist auch in vielen Fällen für bestimmte Dinge ganz hilfreich. deckt natürlich aber nur sehr, sehr wenig der Erfolgskriterien, die wir da eigentlich testen wollen, in so einer Testung ab. Deswegen muss da natürlich ganz, ganz viel manuell von den TesterInnen gemacht werden. Ja, und ansonsten nutzen wir natürlich die typischen Sachen wie Screenreader und die Tastatur, um das alles selbst zu testen.

Dennis Bruder

Nach welchen Standards testest du? Also ich gehe mal davon aus, dass ihr euch an den gesetzlichen Standards entlanghangelt, aber... wenn du da jetzt auch die ergänzenden Prozesse machst, mit manuellen Prüfungen nutzt du da ein besonderes Testverfahren oder schaust du einfach auf den EN-Standard, wie ist da so dein Vorgehen?

Timo Tauchnitz

Genau, also wir testen anhand der EN 301 549, allerdings da jetzt natürlich schon mit der WCAG 2.2, aktuell ist ja eigentlich gesetzlich noch die 2.1 vorgeschrieben oder da erwähnt zumindest. Aber wir testen schon die 2.2 mit und wir gehen einfach komplett diese Prüfpunkte durch, die die EN einfach vorschreibt und prüfen die eins nach dem anderen. Also je nachdem, natürlich ist es den TesterInnen immer überlassen, ob sie jetzt mal da prüfen und mal hier prüfen, aber am Ende müssen natürlich alle Prüfpunkte erfüllt sein und auch getestet sein. Und somit haben wir mit der EN eigentlich einen guten Fahrplan, den wir da abtesten können.

Dennis Bruder

Du hast vorhin auch noch erwähnt, dass ihr ja auch in der Agentur, also bei UDG, so einen speziellen Schwerpunkt nochmal auf User Experience habt. Da gibt es ja auch vermutlich so einen leichten Zwiespalt zwischen Barrierefreiheit und User Experience, beziehungsweise manchmal geht es einher und manchmal nicht. Kannst du das ein bisschen erklären, welchen Zwiespalt es da gibt und wie ihr damit umgebt?

Timo Tauchnitz

Ja, also ich finde immer als allererstes gibt es häufig Probleme, wenn es um die visuelle Gestaltung geht. Also Probleme meine ich damit, dass dann vielleicht DesignerInnen bestimmte Dinge schön finden und ästhetisch finden, die aber dann nicht barrierefrei sind und da muss man dann eigentlich von Anfang an schon direkt sagen, okay, das sind unsere Standards an Kontrasten und an Farben und so weiter. Das muss beachtet werden. Ich finde aber auch, und die Frage kriege ich auch häufiger gestellt, wenn ich jetzt irgendwelche Vorträge halte, geht es denn auch, dass man irgendwie eine schöne Webseite erstellt und die gleichzeitig barrierefrei ist? Weil viele denken, wenn man jetzt irgendwie eine barrierefreie Seite hat, dann besteht die eigentlich nur aus blauen unterstrichenen Links und ansonsten kann ich da nicht so viele schöne Sachen erkennen. Das ist nicht der Fall. Also wenn ich da mich an diese ganzen... Basiskriterien halte und beispielsweise dann auch Alttexte hinterlege, dann kann ich natürlich auch schöne Bilder haben und ein schönes Design haben und es ist alles trotzdem barrierefrei. Was in der UX finde ich immer, ist es ganz ganz wichtig, dass schon direkt in der Konzeptphase bestimmte Dinge mitgedacht werden, dass die später dann auch nicht verloren gehen. Also sei es, wie ist denn die Seite prinzipiell strukturiert, welche Orientierungspunkte, also welche Landmarks habe ich vielleicht, wo dann später Nutzende hinspringen können. Solche Dinge, die müssen und werden dann bei uns auch schon direkt mitgedacht, damit das in der Entwicklung nicht über dieser ganzen Batzen dann liegen bleibt, sondern sich vorher darüber schon Gedanken gemacht werden. Und natürlich auch für eine Überschriftenstruktur beispielsweise. Manchmal ist es dann natürlich auch so, dass man sich überlegen muss, okay, habe ich jetzt... Also benutze ich jetzt vielleicht jenes Modul, was ich aber nicht barrierefrei machen kann? Oder habe ich dafür eigentlich auch eine Alternative, die ich dann eher nutze, weil sie barrierefrei ist? Gerade sowas wie solche Slider oder so Drag-and-Drop-Sachen kriegt man natürlich barrierefrei, aber vielleicht gibt es ja auch von vornherein irgendwie eine andere Möglichkeit, das umzusetzen. Und ich muss gar nicht so viel Arbeit reinstecken, um das alles nochmal barrierefrei zu machen. Also das sind so diese... Diese ganzen Überlegungen, die man, finde ich, im UX- und UI-Design da vorher haben muss.

Dennis Bruder

Ja, ganz wichtiger Punkt, den wir auch in der Beratung immer wieder empfehlen, ist dieses Thema von Anfang an in der Konzeption und der Planung von Projekten und auch schon in Ausschreibungen dann mitzudenken. Kommen wir mal zum Thema Zusammenarbeit mit Unternehmen. Ihr habt ja jetzt wahrscheinlich im Zuge des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes auch Ziemlich viel mit Unternehmen zu tun und hat wahrscheinlich auch viele Anfragen bekommen in den letzten Monaten. Wie ist denn so deiner Erfahrung nach der Stand in Deutschland oder bei deinen KundInnen der Akzeptanz der Barrierefreiheit? Also wie haben die Unternehmen das auf dem Schirm? Wie ist die Bereitschaft, das auch umzusetzen? Was ist da so deine Einschätzung?

Timo Tauchnitz

Ja, also meiner Erfahrung nach sind es viele Unternehmen, die das BFSG natürlich ernst nehmen und digitale Barrierefreiheit dann auch ernst nehmen und ihre Produkte dann auch wirklich inklusiver gestalten wollen. Manche hören dann sogar noch nicht mal bei den Produkten oder Lösungen auf, die sie dann nach außen an Endkunden haben, sondern wollten dann auch von uns, dass wir interne Applikationen prüfen, ob die barrierefrei sind und ihnen da Tipps und Hilfestellungen geben. Was natürlich super ist. Allerdings gibt es natürlich auch die Kehrseite. Also auch einige Unternehmen, die das Thema dann leider nur als lästige Kosten sehen und wirklich nur das Minimum von Minimum machen wollen. oder sogar so ein, zwei, die dann halt sagen, okay, ja, das ist uns einfach zu viel. Wir gehen das Risiko mal ein und schauen mal in bestimmten Bereichen einfach nicht barrierefrei zu sein. Würde uns jetzt zu viel kosten, wenn wir das machen. Dann gucken wir mal, ob da irgendwas passiert. Das gibt es natürlich auch, was sehr, sehr schade ist. Aber ja, so gibt es immer diese zwei Seiten leider.

Dennis Bruder

Ja, das ist eine Erfahrung, die kennen wir ganz gut, auch bei unseren Web-Projekten und Beratungsprojekten. Es gibt ja viele Shop-Systeme, die hinter den Web-Shops stecken. Das sind ja meistens Shop-Systeme wie Shopify, Magento, Shopware und ... Da ist ja schon von Grund auf immer das Problem, dass wenn man so einen Webshop über so ein System aufbaut, dass man da häufig darauf stößt, dass die im System gar keine vollständige Barrierefreiheit ermöglichen oder mitliefern. Und man muss dann hinten raus nacharbeiten. Was glaubst denn du, woran liegt denn das, dass auch diese quasi Programmiersysteme oder diese Shopsysteme das gar nicht in-house mitliefern?

Timo Tauchnitz

Das würde mich in der Tat auch sehr, sehr stark interessieren. Das habe ich mich auch schon lange gefragt, warum da nicht so viel passiert bei den CMS und Shop-Systemherstellern, weil das ja natürlich auch ein großer Verkaufspunkt ist. Also wenn ich sage, okay, mein CMS und mein Shop-System ist von Grund auf erstmal barrierefrei und wenn ihr da nicht ganz so viel falsch macht, dann habt ihr zumindest dieses Basisset an Barrierefreiheit schon mal drin und ihr müsst da gar nicht so viel nacharbeiten. Weil wie du schon sagst, ich sehe das auch ganz häufig, dass man dann an vielen Stellen einfach immer noch mal nacharbeiten muss. Das einfachste Beispiel sind dann Fettungen, die dann mit einem B im Code gemacht werden und das ist so rein visuell und wird dann nicht an den Screenreader ausgegeben. Aber ja, also das würde mich wirklich mal sehr interessieren. Vielleicht meldet sich ja mal jemand, um da mal Stellung zuzunehmen.

Dennis Bruder

Ja, vielleicht kann man das auch so ein bisschen als Ausdruck... Aufruf aus dieser Folge mitnehmen, wenn man, falls irgendjemand aus so einem Shop-System, aus so einem CMS zuhört, sich das Thema einfach mal anzueignen und vielleicht seine Zielgruppen dadurch zu erweitern. Also ein kleiner Aufruf. Angenommen, ein Shop-Betreiber oder eine Betreiberin hört gerade diesen Podcast und möchte jetzt den Shop barrierefrei machen. Hast du so ein, zwei, drei Schritte, die du empfehlen würdest, die man gleich mal angehen sollte?

Timo Tauchnitz

Ja, also ich finde das Einfachste und Allererste, was man natürlich machen kann, ist erstmal so ein reiner Selbsttest. Das heißt, ich packe mal meine Maus zur Seite und versuche mal, meinen Shop einfach nur mit der Tastatur zu bedienen. Da werden nämlich wahrscheinlich oder leider schon die meisten feststellen, hey, das funktioniert ja gar nicht. Ich kann irgendwie gar nichts bei mir kaufen, wenn ich nur die Tastatur vor mir habe. Da gibt es verschiedene Sachen, die man da als Selbsttest machen kann. Ich denke aber, es ist von Anfang an erstmal sinnvoll, sich so einen strukturierten Plan für das Projekt barrierefrei zu machen. Heißt, was will ich machen und was muss ich machen und kann ich das Ganze selbst machen und bis wann will ich das machen? Ich glaube, diese Überlegungen sind wichtig am Anfang und was ich auch nur empfehlen kann, was ich jetzt in den ganzen Kundenprojekten auch immer gemerkt habe, dass es wirklich wichtig ist, sich auch mal bei bestehenden Shops natürlich ein Status Quo zu verschaffen. was ist denn bei mir alles schon okay was mache ich schon gut und aber was gibt es auch noch wo ich nacharbeiten muss wo ich einfach noch ein bisschen barrierefreier werden muss damit ich da mal so eine übersicht habe und dann kann ich das thema relativ gut angehen deswegen empfehle ich da immer ein professionelles audit dass man einmal einen guten rundumschlag hat und sieht was muss ich denn tun genau und was ich auch immer noch sehr sehr wichtig finde Auf die lange Sicht gesehen zumindest, das Thema muss natürlich als Basiswissen auch ins Unternehmen gebracht werden. RedakteurInnen müssen Bescheid wissen, damit da auch weiterhin alles barrierefrei bleibt, weil ansonsten habe ich das einmal gemacht und dann wird es wieder schleifen gelassen und dann wird die Seite wieder nicht barrierefrei.

Dennis Bruder

Ja gut, dann kommen wir jetzt eigentlich schon zum Ende. Vielleicht hast du noch so einen kleinen Aufruf an Unternehmen, die vielleicht Barrierefreiheit einfach zu sehr als Kostenfaktor immer sehen. und nicht die Vorteile bedenken. Was würdest du denn so Unternehmen entgegnen, die vielleicht auch zögern, bei dem Thema mehr zu investieren?

Timo Tauchnitz

Ja, also erstmal klar ist es ein Kostenfaktor. Da brauchen wir jetzt wahrscheinlich nicht drum herum reden. Also man hat ein bisschen mehr Kosten in den meisten Fällen. Ich denke, wenn man das aber einmal dann gut aufgesetzt hat, so ein barrierefreies System, in der Entwicklung, in der Redaktion und so weiter, dann entstehen da auch gar keine großen Mehrkosten mehr. Und von daher würde ich sagen, immer am Anfang erstmal investieren, dann hat man später weniger Kosten, möglicherweise durch irgendwelche Strafen. Man hat auch weniger Stress, weil wenn jetzt direkt was reinkommt, direkt eine Klage reinkommt, dann wäre das natürlich doof und man landet im Stress. Man kann damit aber auch natürlich Umsatz machen. Also... Wenn ich jetzt die Seite barrierefrei habe, dann können erstmal auch direkt mehr Menschen einkaufen und mein Unternehmen bekommt davon auch ein besseres Image, was dann auch wieder zu mehr Visibilität, mehr Umsatz und so weiter führen kann. Also meiner Meinung nach ist es eigentlich nur eine Win-Win-Situation mit einem natürlich kleinen Kostenfaktor, aber der ist nicht so groß, als dass man ihn scheuen sollte.

Dennis Bruder

Gut. dann sind wir für heute auch fertig mit der heutigen Folge. Vielen Dank, Timo, dass du teilgenommen hast.

Timo Tauchnitz

Super, danke, dass ich hier sein durfte.

Dennis Bruder

Sehr gerne. Wir verlinken natürlich auch den Link zu eurer Agentur UDG oder auch zur bereits veröffentlichten Folge, die wir über Online-Shops, also über die Online-Shop-Studie gemacht haben, bei der du ja auch ein Teil warst. Verlinken wir in den Shownotes und Ähm... Ich hoffe, dass wir das Thema Barrierefreiheit in Online-Shops noch mal ein bisschen praktischer mit dieser Folge näher bringen konnten. Also noch mal vielen Dank.

Timo Tauchnitz

Gerne.

Dennis Bruder

Und vielleicht hört man sich bald wieder.

Timo Tauchnitz

Alles klar. Tschüss.

Dennis Bruder

Das war es dann auch wieder mit dieser Folge von Barrierelos, dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns, wie schon eingangs gesagt, doch eine Bewertung da und abonniert unseren Kanal. Wenn ihr etwas nachlesen... wollt oder mehr zu Timo Tauchnitz erfahren wollt, findet ihr alle Links zur Folge in den Shownotes. Dann hoffe ich, dass euch die Folge gefallen hat und bis zum nächsten Mal bei Barrierelos.

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