PDFs barrierefrei erstellen – Tools, Workflows & praktische Tipps (Teil 2/2)
Shownotes
Links zur Folge
- Offizielle Website des Softwareunternehmens Axes4, das sich auf Lösungen für PDF-Barrierefreiheit spezialisiert hat.
- PDF/UA – ISO-Standard für barrierefreie PDF-Dokumente: Informationen zum internationalen Standard PDF/UA der PDF Association
- Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Gesetz zur Umsetzung des European Accessibility Act in Deutschland
Allgemeine Links:
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Markus Erle (Intro mit Musikuntermalung)
Werft mal einen Blick auf eure Dokumente. Welche Dokumente habt ihr? Woher kommen die PDFs? Aus welchen Workflows? Also die Analyse steht dort am Anfang. Welche erstellt ihr selbst? Da habt ihr die Kontrolle darüber, aus welchen Programmen. Kommen die jetzt aus Desktop-Programmen, aus Word, aus PowerPoint, InDesign? Kommen die von Agenturen? Kommen die vielleicht sogar von Dritt-Behörden oder Dritt-Organisationen, und ihr stellt die nur auf die Webseite? Und dann sucht euch den Workflow raus, also exemplarisch einen Pilot-Workflow, der für euch der einfachste ist. Das ist interessanterweise ganz oft tatsächlich der Word-Workflow.
Alexandra Goedeke (Einspieler mit Musikuntermalung)
Barriere? Los! Der Podcast für barrierefreie Lösungen im digitalen Raum.
Dennis Bruder
Hallo und willkommen zu Barrierelos. Dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Heute hört ihr den zweiten Teil unseres Gesprächs mit Markus Erle von axes4 über barrierefreie PDFs. Im ersten Teil haben wir geklärt, was ein PDF überhaupt barrierefrei macht, welche technischen und rechtlichen Grundlagen es gibt und warum das Thema für immer mehr Organisationen relevant wird. Jetzt geht es aber um die praktische Umsetzung. Wie lassen sich barrierefreie PDFs im Alltag erstellen? Welche Tools helfen, und wie können Unternehmen sinnvoll starten? Und dann steige ich auch schon direkt mit meiner nächsten Frage an dich ein, Markus. Ihr habt ja mit Axes4 ein eigenes Tool entwickelt, das bei der Erstellung barrierefreier PDFs hilft. Nutzt du auch darüber hinaus noch andere Tools, um die Barrierefreiheit von Dokumenten zu überprüfen? Es gibt ja zum Beispiel in Word eine Fehlerprüfung. die einen automatisierten Report erstellt. Aber darüber hinaus: Welche Tools würdest du empfehlen, und wie funktioniert euer Tool genau?
Markus Erle
Da muss ich dazu sagen, weil du gerade die Word-eigene Prüfung erwähnt hast: Die bringt viel zu viele Fehler, weil sie auf der Word eigenen Fähigkeit beruht. Die bringt quasi Fehler mit, weil Word das einfach nicht kann. Bei Tabellen heißt es dann: Oh, eine Tabelle darf keine verbundenen Zellen enthalten. Das stimmt so gar nicht. Nur Word kann es nicht von sich aus. Der Export kann es nicht. Also auch ein Grund, weshalb wir dann Axes Word entwickelt haben, unser Word Add-in, das nämlich genau solche Lücken schließt. Du musst natürlich, damit es funktioniert, damit es wirklich einfach wird für jeden, musst du in der Lage sein, alles in Word anzulegen und natürlich auch die ganze Spannbreite. Früher hieß das so Krankenkassendokumente, nur Schwarz-Weiß-Dokumente ohne Bilder, ohne Tabellen, nur Text und Überschriften, nur damit man die barrierefrei machen kann. Das ist ja Blödsinn. Wir wollen ja genauso reiche Dokumente haben. Mit Tabellen, auch mit komplexen Tabellen, mit Bildern, mit Infografiken, mit Zitaten. Ein schönes Layout. All das gehört auch zur Barrierefreiheit. Und das muss man möglich machen mit den Autorenwerkzeugen. Und das heißt, man muss die Autorenwerkzeuge natürlich auch ermächtigen. Und das macht Axes Word auch. Wir erweitern die Möglichkeiten, die man in Word hat, Barrierefreiheits-Eigenschaften anzulegen, und verstecken die Komplexität. Alles in Word machen und mit dem Word Add-In, Axes Word, kann ich dann Auf Knopfdruck das barrierefreie PDF erstellen. Ich prüfe es dann im Nachhinein. Die Fehlerprüfung in Word benutze ich, ehrlich gesagt, gar nicht oder sehr selten. Sie kann schon hilfreich sein, die Word-eigene Prüfung, gerade wenn man mal einen Alternativtext oder so vergessen hat. Das ist ganz gut. Aber ich prüfe immer das Ergebnis, weil... letztendlich für die Gesetzeskonformität das PDF verantwortlich ist. Und man kann gar nicht alles in Word prüfen. Das heißt, man muss auf alle Fälle sowieso am Ende prüfen. Und wenn ich da Fehler entdecke, dann gehe ich wieder zurück zu Word und korrigiere es dort. Und für das Prüfen setze ich das Tool PAC ein, den PDF Accessibility Checker. Das ist auch ein Tool, das von uns ist, also unsere Technologie, die da drinsteckt. Es ist schon 15 Jahre alt, also das gab es schon, bevor es überhaupt Axes4 gab, aber wir haben damals schon die Technologie dafür entwickelt. Und es ist ein Gratistool. Man findet es ganz einfach, im Internet kann man es sich runterladen, es ist kostenlos.
Dennis Bruder
Ja, wir verlinken sowieso alles noch in den Shownotes.
Markus Erle
Sehr schön. Wir haben ganz neu eine Förderung bekommen vom BMAS, dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Das heißt, die Zukunft ist auch weiter gesichert, dass es dieses Tool weiterhin kostenlos gibt. Und wir arbeiten an einer Mac-Version. Wir arbeiten daran, dass es auch eine KI-Unterstützung bei den manuellen Checks gibt, sodass man den Aufwand dort minimiert. Da haben wir auf dem Axes4 Day im März schon mal kurz einen Prototypen vorgestellt. Also das geht dort weiter, und wir wollen auch den Aufwand minimieren. Es muss einfach weniger aufwendig sein, damit es noch mehr barrierefreie PDFs gibt. Das war also diese Word-Geschichte. Das gleiche ist übertragbar auf PowerPoint. Wir haben ja auch ein PowerPoint-Add-in, axesSlide, auch ein Tool, das total super ankam. Viele Leute, die eine Präsentation als barrierefreies PDF veröffentlichen mussten, die mussten erstmal ihre Präsentation zusammenschrauben, haben dann ein PDF erstellt und mussten das dann im Nachhinein noch barrierefrei machen. Und jetzt kann ich das alles von PowerPoint aus. Und das geht viel schneller, zeitsparender, nervensparender. Und PDFs im Nachhinein barrierefrei zu machen, da setze ich tatsächlich noch - Okay, ich jetzt ganz wenig; da habe ich dann natürlich meine Leute, die das machen. Wir haben ja auch einen eigenen Service, der barrierefreie PDFs erstellt, und das ist eine Kombination, da setzen wir tatsächlich noch Adobe Acrobat ein, in Kombination mit AxesPDF. Und für die automatisierten Geschichten, zum Beispiel unsere Rechnungen, unsere Angebote, erstellen wir auch vollständig automatisiert aus unserem Buchhaltungs- und Rechnungssystem heraus mit AxesFlip, auch eine eigene Lösung. Wenn man das braucht, gibt es da also auch eine Lösung. Das sind die Standard-Tools. Ich setze gar nicht großartig andere Tools ein, um barrierefreie PDFs zu erstellen, weil wir im Endeffekt mit unseren Tools am schnellsten sind. Und das soll ja auch ein Kriterium sein. Barrierefreiheit hat für mich auch mit Produktivität und Effizienz zu tun. Ein inklusiver Arbeitsplatz. Das reicht nicht, wenn das nur irgendwie barrierefrei ist und man irgendwie an den Inhalt herankommen kann. Nee, es muss ähnlich schnell sein. Ein Mensch mit oder ohne Behinderung, die sollten möglichst in ähnlicher Zeit ein barrierefreies Dokument erstellen können, aber auch ein barrierefreies Dokument konsumieren können. Also navigieren, an die Inhalte gelangen, all das. Und das wird oft noch nicht berücksichtigt. Und unter uns, das war sogar so, da hat mal einer in der Behörde gesagt: „Herr Erle, also Effizienz ist bei uns kein Kriterium.“ Und da sage ich: „Okay, schade eigentlich. Die Barrierefreiheit würde ja davon auch profitieren.
Dennis Bruder
Genau. Wir müssen als Beratungsstelle auch so ein bisschen noch neutral sein und auch darauf hinweisen, dass es natürlich auch andere Programme noch gibt wie den Acrobat Pro. Du sagst, dass der auch seine Schwächen hat, aber auch damit gibt es Möglichkeiten des Übertrags in ein barrierefreies PDF. Und mit dem PAC habt ihr ja ein ganz tolles Tool entwickelt, mit dem man auch wirklich überprüfen und nachschärfen kann. Jetzt kommen wir mal ein bisschen weg von den Tools und gehen dazu über, was denn auch gesetzlich gefordert ist. Vielleicht kannst du darüber auch ein bisschen was erzählen. Natürlich hat Barrierefreiheit in der technischen Umsetzung ein bisschen seine Grenzen, weil es auch einige inhaltliche Eigenschaften gibt, die es zu bearbeiten gilt. Kannst du darüber ein bisschen was sagen? was man zum Beispiel nicht automatisiert prüfen kann und trotzdem bearbeiten sollte. So etwas wie sinnvolle Alternativtexte schreiben, an sowas hatte ich gedacht. Markus Erle
Klar. Bei Alternativtexten ist das Spannende: Natürlich hilft KI immer mehr. Das ist ein super Werkzeug. Es ist nicht so, dass man KI auf alles werfen kann, wie jetzt … hey… benutzt Alternativtexte einfach so aus der KI. Also so funktioniert es nicht. So funktioniert es in keinem Use Case in Kombination mit KI. Das ist natürlich ein Aufwand, den man noch hat. Aber es gibt schon Beispiele. Zum Beispiel auf dem letzten A-Tag in Wien im Mai von der österreichischen Presseagentur, der APA, also Austrian Press Agency. Die erstellt zum Beispiel für Infografiken mit einem super Prompt Alternativtexte. Und das heißt, es hängt doch an dem Prompt, also gutes Prompting. Und so lässt sich das auch teilweise automatisieren, zumindest für ganz eingegrenzte Anwendungsbereiche. KI kann besonders gut und genau sein, und es geht natürlich auch um Genauigkeit. Da darf man sich ja keine Fehler erlauben, wenn Zahlen oder sonst sowas genannt sind. Und da kann KI natürlich schon unterstützen. Ein anderer Punkt ist bei der Semantik des Dokumentes. Da ist der Autor verantwortlich, Also was meine ich mit Semantik? Wo habe ich Überschriften welcher Ebene? Wie gliedere ich mein Dokument? Und das sind ja ganz wichtige Zusatzelemente. Zu jeder semantischen Auszeichnung, zu jedem Tag, bekommt beispielsweise ein blinder Nutzer mit seinem Screenreader vorgelesen, was es denn ist. Hey, das ist eine Überschrift der dritten Ebene, hier habe ich einen Link, hier habe ich eine Liste mit fünf Aufzählungszeichen. Und da muss ich natürlich genau sein. Da kommt es auf Genauigkeit an, Exaktheit. Und dieses Strukturieren, das macht normalerweise ein guter Autor ja schon von alleine in seinem Autorentool. Und diesen Aufwand kann Ihm die Software nicht abnehmen. Es gibt ansonsten nicht viel, wo man noch einen Zusatzaufwand hätte. Das gibt es noch bei komplexen Tabellen, dass man Tabellen einfach logisch aufbaut und dementsprechend die Zuordnungen der Tabellenzellen zu den Überschriftenzellen, also der Inhaltszellen zu den Überschriftenzellen. Wenn man das geschickt macht über die Formatvorlagen, dann kann man den Aufwand dafür auch relativ eingrenzen. Und ich möchte auch sagen, Tabellen können sehr, sehr gut barrierefrei sein. Auch komplexe Tabellen. Weil man da auch immer ganz viel falsches Wissen hört oder falsche Ratschläge bekommt, selbst von Experten, ja, die Tabellen können sehr gut barrierefrei sein. Man muss einfach nur diese Zuordnung der Inhaltszellen zu den Überschriftenzellen mit anlegen. Damit man den Inhalt einer Inhaltszelle verstehen kann. Wenn ich jetzt da nur eine Zahl bekomme und nicht weiß: Hey, ist das jetzt eine Temperatur, ist das die Anzahl der Einwohner oder ist das whatever, dann ist klar, dann kann ich auch diese Zahl nicht richtig interpretieren. Und das wären solche Zusatzaufwände. Aber die sind überschaubar. Ich finde, das ist durchaus den Autoren zumutbar, diesen Weg zu gehen. Weil: Du weißt es, Dennis, wir propagieren die Barrierefreiheit. Wir missionieren dort. Aber es gibt noch andere Zwecke von solchen barrierefreien Dokumenten oder getaggten PDFs. Weil die Struktur wichtig ist, zum Beispiel für die mobile Verwendung auf Kleinstbildschirmen, dass sie umfließen können, das nennt man Reflow. Oder dass man die Inhalte wiederverwenden kann. Ich kann sie rauskopieren, ich kann sie in andere Formate übertragen, ich kann sie auch einfach in Braille übertragen. Solche Geschichten sind noch Zusatzeffekte von solchen barrierefreien PDFs. Dennis Bruder
Ja. Mir fallen noch ganz wenige Sachen ein, wo man vielleicht auf Grenzen stößt, wie: Ist die Reihenfolge bei Powerpoint-Präsentationen richtig angelegt? Oder auch so was wie Überschriften. Sind die sinnvoll geschrieben? Aber wie du sagst: Es ist relativ überschaubar, und es beschränkt sich hauptsächlich auf logische Überlegungen auf Seiten der Redaktion.
Markus Erle
Okay, ich gebe dir recht, bei Powerpoint gerade mit der Reihenfolge. Von Haus aus ist die Reihenfolge ja meistens so, wie man die Elemente anlegt auf einer Folie. Und das ist nicht immer so, wie man es letztendlich haben möchte für seinen Inhalt. Jetzt gibt es dort halt dieses Fenster, wo man die Reihenfolge genau bestimmen kann. Das gibt das in PowerPoint schon. Und ja, da muss man kurz einen Kontrollblick reinwerfen und tatsächlich die Reihenfolge bestimmen. Da gebe ich dir recht. Das ist auch noch ein kleiner Zusatzaufwand, den man im Auge behalten muss. Dennis Bruder
Ihr beratet doch bestimmt auch Organisationen, Unternehmen oder öffentliche Stellen über so einen realistischen Workflow oder Einstieg in das Thema. Habt ihr da Empfehlungen, wie man vorgehen kann? Markus Erle
Das fängt ja meistens an, dass man sagt: „Okay, werft mal einen Blick auf eure Dokumente. Welche Dokumente habt ihr? Welche Dokumenttypen habt ihr? Prüft es mal. Woher kommen die PDFs? Aus welchen Workflows? Also, die Analyse steht dort am Anfang. Welche erstellt ihr selbst? Da habt ihr die Kontrolle darüber, aus welchen Programmen, aus welchen Workflows. Kommen die jetzt aus Desktop-Programmen, aus Word, aus PowerPoint, InDesign? Kommen die von Agenturen? Kommen die vielleicht sogar von Dritt-Behörden oder Dritt-Organisationen? Und ihr stellt die nur auf die Webseite? Also das ist die eine Frage, die Analyse. Welche Dokumenttypen, welche Workflows, aus welchen Programmen kommen die? Damit fängt es immer an. Man kann das sehr leicht prüfen. Das ist sehr „low barrier“, sage ich mal, also ein niedrigschwelliger Einstieg, mit PAC mal zu prüfen. Und dann würde ich sagen: „Sucht euch den Workflow raus, also exemplarisch einen Pilot-Workflow, der für euch der einfachste ist“. Das ist interessanterweise ganz oft tatsächlich der Word-Workflow. Oft wird es so gemacht, wenn es eine größere Organisation ist, dass man damit anfängt, in einer Abteilung oder mit einem Dokumenttyp, dass man es beispielhaft durchspielt. Oft hängt es dann auch mit einer Optimierung der Dokumentvorlage zusammen. Das kann das Ganze noch viel einfacher machen und effizienter. Und wenn das dann funktioniert, dann kann man es Stück für Stück ausweiten. Das ist immer so „Guck nach einer Analyse der Dokumenttypen, wo kommen die her“, Programme, einen sinnvollen Piloten aufsetzen in der Organisation anhand des Dokumenttyps beispielsweise, oder Programmtyps, wie jetzt mit Word. Und dann einen Quick-Win erzielen, um dann die Argumente zu haben, das weiter auszurollen. Also das wäre jetzt ein typischer Beratungsansatz bei uns, oder typisch, wie wir unsere Kunden entwickeln, oder wie Kunden vorgehen. Es gibt viele Use Cases auch schon auf unserer Webseite, wo man das so nachlesen kann, wie große Organisationen dort vorgehen. Und was man nicht vergessen darf: Die technische Geschichte, dass man die richtigen Programme hat, ja, die sind ganz wichtig. Die sind ein Schlüssel, aber letztendlich geht es immer noch – es sei denn, man hat automatisierte Workflows, ja, klar. Aber wenn es jetzt um die Desktop-Software geht, das machen Menschen. Und die Motivationslage ist ganz entscheidend. Und deswegen helfen solche Quick-Wins. Es hilft da auch Aufklärung, Sensibilisierung, dass die Leute wissen: Moment, ich mache das aus einem bestimmten Grund, und ich mache das so und so, weil dann ein Nutzer eines Screenreaders komplett hier auch den gleichwertigen Zugang hat wie ein Sehender. Und das darf man nicht vergessen. Deswegen, wenn wir schulen, schulen wir immer gerne die Prinzipien mit. Wenn die Prinzipien verstanden sind und internalisiert sind, dann kommen die Leute auch auf eigene Lösungen und denken das mit, wenn sie ihre Dokumente erstellen. Und das ist dann Gold wert. Und letztendlich braucht man dieses Mindset, damit wir das wirklich in die Fläche kriegen, damit einfach noch mehr barrierefreie Dokumente entstehen, egal ob das jetzt barrierefreie Word-Dokumente oder barrierefreie PDFs sind oder Powerpoint. Und das hilft dann wirklich. Dennis Bruder
Genau. Mit dem Schritt sind wir ja schon da, wo es eigentlich auch hingehen muss in Organisationen, nämlich im Bereich der Schulungen. Da bist du quasi in meiner Frage schon einen Schritt weiter. Nämlich dass ihr überhaupt erstmal in einem Unternehmen seid und eine Schulung anbietet. Das ist was, was wir dann auch sehr empfehlen würden, dass man sich eben über das Thema erstmal im Unternehmen informiert, dass man sich vielleicht Schulungen einholt, dass man sich Expertinnen und Experten hinzuzieht und dann auch mal definiert: Okay, wer erstellt denn PDFs? Wie müssen die Leute überhaupt erstmal befähigt werden, ein barrierefreies Dokument zu erzeugen, daraus ein PDF zu generieren. Ihr von Axes4 4 bietet dann natürlich ein Tool. Das ist aber an Lizenzen gebunden. Dann muss man sich auch überlegen: Okay, wer ist denn am Ende in diesem Kernteam, barrierefreie PDFs zu erzeugen? Wie viele Lizenzen braucht man, und so weiter. Da sind viele Fragen, die sich dann daran anschließen. Markus Erle
Vielleicht ganz kurz, Dennis, weil du gerade das mit den Anzahlen Lizenzen erwähnt hast: Das Spannende ist ja, viele kennen das auch, du hast auch erwähnt, dass es Lizenzgebühren kostet. Ja, es ist natürlich eine Software, wir entwickeln die weiter. Und sie spart total viel Zeit. Man darf sich nicht abschrecken lassen, wenn man auf die Webseite geht zum Beispiel und die Einzelkosten sieht für ein Programm. Das ist ja wirklich für eine [einzelne]Lizenz. Wir propagieren und fördern das. dass flächendeckend jeder, der mit Word arbeitet, zum Beispiel gerade, wenn es um den Workflow aus Microsoft Word geht, dass jeder [dazu] in der Lage ist. Ob der jetzt nur zweimal im Jahr ein Protokoll erstellt oder jeden Tag Dokumente erstellt. Der soll sich nicht den Kopf machen müssen: Muss das jetzt barrierefrei sein oder nicht.? Er soll in Word gescheit arbeiten, dann die richtige Konvertierung verwenden, damit es barrierefrei rauskommt, und fertig. Also er soll ganz, ganz wenig Zusatzaufwand haben, und es soll flächendeckend rausgehen. Und es gibt schon einige Organisationen, die das machen. Und da sprechen wir natürlich von ganz anderen Investitionen. Das ist jetzt nicht einfach hochrechenbar, der Einzelpreis, sondern das skaliert natürlich nach unten. Das geht runter bis einige wenige Euros pro Lizenz, wenn man das flächendeckend ausrollt. Und das wird oft nicht gesehen. Und dann blockiert man sich dort, weil man hat einen großen Mehrwert, wenn man komplett als Organisation alle befähigt, barrierefreie Dokumente einfach und effizient zu erstellen. Dennis Bruder
Genau. Das ist natürlich auch irgendwo schon ein impliziter Aufruf, dass es sich als Unternehmen rein aus Inklusionsgedanken lohnen würde, dass möglichst viele in der Lage sind, barrierefreie PDFs zu erzeugen. Weil sobald ein PDF angelegt ist im Unternehmen und irgendwo verwendet wird, wäre es natürlich schön, wenn auch ein blinder Mitarbeitender darauf zugreifen kann, damit arbeiten kann, die Inhalte lesen kann. Also das auch so ein bisschen aus dem generellen Inklusionsgedanken, dass es wichtig sein kann und sein muss, barrierefreie Dokumente und PDFs zu erzeugen.
Markus Erle
Dennis, du hast einen guten Punkt erwähnt. Die Inklusion, die geht ja nicht nur so weit, dass man die barrierefreien Dokumente erstellt am Ende, sondern ich finde, Menschen mit Behinderungen sollten auch in der Lage sein, selber barrierefreie Dokumente zu erstellen. Und da hapert es auch noch ganz massiv. Viele sind in der Lage, in Word gut zu arbeiten, das zu strukturieren. Es ist zum Beispiel so, dass unsere Software tatsächlich auch barrierefrei ist. Wir sind da auch zertifiziert, also haben das auch mit Menschen mit Behinderungen getestet, haben bei der Entwicklung mit schon begleitet, und das ist uns ganz wichtig. Also auch die Erstellung barrierefreier Dokumente muss inklusiv sein, fände ich noch so als Ergänzung.Dennis Bruder
Ja. Absolut. Vergisst man immer wieder, dass Software natürlich auch in dem Ganzen Thema eine Riesenrolle spielt, und sobald eine Software eben nicht barrierefrei ist, hat man schon wieder die ganzen potenziellen Anwender*innen ausgeschlossen. Schönes Thema noch zum Schluss: Ich komme nämlich jetzt auch langsam zum Schluss und komme zu meiner Abschlussfrage, die du vielleicht ganz offen gestalten kannst. Was bedeutet denn Barrierefreiheit für dich? Markus Erle
Wir arbeiten ja eng auch mit Menschen mit Behinderung zusammen. mit unterschiedlichen Behinderungsarten. Ich setze mich dafür ein, und ich lerne ganz viel von ihnen. Und was ich gelernt habe, ist: Ganz viel geht es auch um Frust im Umgang mit der digitalen oder der physischen Welt, weil einfach so viel nicht barrierefrei ist. Und das kann irgendwie nicht sein. Die einfachsten Dinge sind so, so mühsam. Das ist der eine Punkt. Und für mich ist Barrierefreiheit genau das Gegenmodell. Da geht es nicht um Frust, sondern um, nennen wir es Flow beim Umgang mit der digitalen oder der physischen Welt. Es geht einfach von der Hand, es ist fast intuitiv. Dass man barrierefreie Dokumente erstellt und nutzen kann. Und man muss sich nicht mehr den Kopf machen. Man stößt nicht immer an die Limits, an irgendwelche Hürden, weil das einfach so frustrierend und enttäuschend ist. Und das ist mir klar geworden. Und deswegen bin ich so ein Fan von Equal Access, also gleichwertiger Zugang. Der gleichwertige Zugang, der bezieht sich darauf, es sollte ähnlich produktiv und ähnlich effizient sein, auf einer Webseite zu navigieren, dort an die Inhalte zu kommen, einen bestimmten Geschäftsprozess abzuschließen, etwas zu kaufen, etwas zu bestellen, einen Behördenprozess abzuschließen. Das ist das eine, was ich ganz wichtig finde, was Barrierefreiheit für mich bedeutet. Und dann kommt noch was Zweites dazu. Das Zweite ist, dass die digitale Barrierefreiheit sogar noch die Barrierefreiheit so erweitert. Oft ist die physische Welt noch viel schwieriger barrierefrei zu machen wie die digitale. Und mit der digitalen barrierefreien Welt haben wir die Möglichkeit, wirklich Inklusion und Teilhabe umzusetzen. Das heißt, ich muss dann teilweise gar nicht mehr... Das typische Beispiel, Bibliothek: Ich möchte ein Buch bestellen oder sowas, gehe dorthin. Nee, das kann ich alles von zu Hause aus, von meinem Rechner aus machen. Das sind so viele Möglichkeiten. Und dafür brauchen wir aber die digitale Barrierefreiheit. Und das heißt, es erweitert noch meinen Spielraum. Das kann so weit gehen: Wir träumen davon, dass es dann irgendwann gar nicht mehr die Unterschiede gibt, sondern jeder hat die gleichen Möglichkeiten. Und das ist das, was für mich Barrierefreiheit bedeutet. Und dann geht es auch ganz arg in die Auffassung hinein, dann ist es nicht nur ein Stück Software oder ein Dokument, es ist dann schon ein ganzes Mindset und eine Lebensauffassung. Und dazu gehört auch meine Einstellung, dass ich weiß, ich habe nie ausgelernt. Es gibt immer noch eine andere Perspektive, es gibt immer noch etwas, was ich dazulernen kann, und das ist für mich auch ein Aspekt von Barrierefreiheit. Dennis Bruder
Ja, schönes Schluss-Statement. Ich kann das nur bestätigen. Ich habe ja selber auch eine Schwerbehinderung, eine hohe Querschnittlähmung, und ich kenne gerade hier über die Pfennigparade wahnsinnig viele Menschen, die eine Schwerbehinderung in unterschiedlichster Form haben, und gerade das Digitale bietet für viele, viele aus diesem Bereich tolle Möglichkeiten zu partizipieren. Für mich sind so viele Sachen auch leichter geworden, dadurch, dass sie digital sind. Und da ist natürlich dann immer der Aufruf mit einhergehend, wenn man digitale Produkte erzeugt, digitale Software programmiert, sich mit Webseiten beschäftigt, dass man eben dieses Thema nicht runterfallen lässt, weil man eben so einen inklusiven Ort schafft. Also: Vielen, vielen Dank, Markus…Markus ErleDanke dir, Dennis.Dennis Bruder…für die vielen aufschlussreichen Hinweise, auch über euer Tool. Und wir hoffen, dass viele jetzt so ein bisschen ein Aha-Erlebnis hatten und PDFs in Zukunft barrierefrei erstellen.
Markus Erle
Genau. Und dass sie nicht mehr das nur so als den hässlichen Frosch ansehen, den man küssen muss, sondern dass sie vielleicht auch ein bisschen in den Flow kommen und Spaß haben, noch mehr barrierefreie Dokumente umzusetzen. Also vielen Dank dir, Dennis, für die Einladung und viel Erfolg. Ihr macht eine tolle Arbeit mit dem Podcast und auch mit den anderen Dingen. Also viel Erfolg weiterhin.
Dennis Bruder (Outro
Alles klar, danke schön. Das war es dann auch mit dieser Folge von Barrierelos Heute mit Markus Erle von Axes4 über barrierefreie PDFs. Weitere Informationen und Links zu diesem Thema findet ihr in den Shownotes dieser Folge, auf der Webseite der Beratungsstelle Barrierefreiheit und natürlich in allen größeren Podcast-Plattformen wie Apple Podcast, wie Amazon Podcast. oder Spotify. Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, schreiben Sie gerne eine E-Mail oder besuchen Sie unsere Webseite www.beratungsstelle-barrierefreiheit.de. Dort findet man dann auch das Transkript dieser Sendung. Dann bis zur nächsten Folge von Barrierelos.
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