Kann KI auf Knopdruck Texte in Leichte Sprache übersetzen?

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Interview mit Vanessa Theel zu Einsatz von KI bei der Übersetzung in Leichte Sprache mit SUMM AI

Vanessa Theel (Zitat mit Musikuntermalung):  Wir hatten bis vor, ich glaube mittlerweile drei Jahre ist es her, tatsächlich noch nie was von Leichter Sprache gehört, und waren richtig schockiert, dass das gar nicht so in der Wahrnehmung bei uns im Alltag da ist. Was ja auch irgendwie dafür spricht, dass es viel zu wenige Texte in leichter Sprache gibt und ausgedacht habe. Vielleicht können wir mit unserem technischen Wissen genau da eine Unterstützung bauen, damit der Prozess, um Texte leichter Sprache zu erstellen, schneller und leichter gehen kann. Damit es einfach viel, viel mehr Texte, vielleicht auch kurzfristigere Texte, tagesaktuelle Nachrichten etc. in leichter Sprache geben kann…

Alexandra Gödeke (Intro mit Musikuntermalung):  Barriere los! Der Podcast für barrierefreie Lösungen im digitalen Raum.

Dennis Bruder:  Hallo und herzlich willkommen zu Barriere Los, dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Mein Name ist Dennis, Bruder von der Beratungsstelle Barrierefreiheit in Bayern und zu Beginn dieser Folge will ich auf unseren Accessibility Day aufmerksam machen, der am 4. Dezember bei uns in der Stiftung Pfennigparade stattfinden wird. Thema Das Accessibility Days wird diesmal nicht nur die digitale Barrierefreiheit sein, sondern wir stellen erstmalig auch die anderen Themenblöcke der Beratungsstelle Barrierefreiheit vor, nämlich bauliche Barrierefreiheit und Leichte Sprache sowie unterstützte Kommunikation. Außerdem bekommen wir Unterstützung vom Deutschen Museum, die darüber berichten, wie Barrierefreiheit im Deutschen Museum organisiert und mitgedacht wird. Falls Sie also Interesse haben, haben Sie jetzt noch die Möglichkeit, sich für die Restplätze vor Ort anzumelden. Falls das Kontingent erschöpft ist oder Sie lieber online teilnehmen wollen, bieten wir außerdem einen Livestream des Events an, zu dem Sie sich online von zu Hause dazuschalten können. Den Link zur Veranstaltungsanmeldung sowie zum Livestream setzen wir in die Shownotes. Und dann komme ich heute auch schon zum Thema dieser Sendung, nämlich Künstliche Intelligenz und Barrierefreiheit. Und dazu haben wir heute Vanessa Theel von SUMM AI eingeladen. Ein Unternehmen, das künstliche Intelligenz beim Thema sprachliche Vereinfachung bzw. Leichte Sprache einsetzt. Hallo Vanessa,

Vanessa Theel: Hallo.

Dennis Bruder:  Kannst du dich vielleicht am Anfang dieser Folge erst mal selbst vorstellen?

Vanessa Theel: Ja, super. Gerne. Genau. Ich sag noch mal Hallo in die Runde. Ich bin Vanessa. Ich bin Mitgründerin von SUMM AI. Und wir entwickeln eine Art Google Übersetzer oder Dipell für Leichte Sprache. Ich selbst komme eigentlich eher aus dem technischen Hintergrund. Ich habe Informatik im Master studiert und mich da mit KI beschäftigt und bin so von der technischen Seite auf das Thema zugekommen. Ich bin bei uns für alles Mögliche zuständig. Ich mache aktuell viel, wenn es um Thema Kundenkommunikation geht, unser Tool vorstellen, mir anhören, was funktioniert gut, was könnte noch besser funktionieren und freue mich da jedes Mal auf den Austausch.

Dennis Bruder:  Ja, du hast es gerade schon angesprochen, das Stichwort künstliche Intelligenz. Und das steckt ja auch im Großen und Ganzen hinter SUMM AI. Kannst du mir erklären, wie ihr zu dem ganzen Thema KI gekommen seid und wie es euch dann auch zunutze gemacht habt für die Gründung einer Firma?

Vanessa Theel: Ja, ja, voll genau. Also um da gut antworten zu können, möchte ich einfach nur ganz kurz ausholen, dass ich nicht alleine Gründerin bin, sondern wir sind zu dritt im Gründungsteam mit mir zusammen machen das noch Flora und Nikolas und wir haben uns alle drei im Master kennengelernt. Habe vorhin schon gesagt Informatik bzw. es war so ein Mix aus Informatik, Mathematik und BWL. Und Flora und ich haben uns in diesem Master auf das Thema Data Science fokussiert. Und da dann unsere Forschungsprojekt und Masterarbeit an der University of Toronto geschrieben, genau zum Thema Natural Language Processing, das heißt die KI Sparte, die sich mit dem Thema Sprache beschäftigt. Wie kann man Computern oder Maschinen beibringen, Sprache und insbesondere Kontext zu verstehen? Das heißt, da hatten wir die ersten Berührungspunkte und haben uns so richtig in die Theorie hinter dem Ganzen eingegraben und sofort gedacht: Das hat so viel Potenzial. Vielleicht können wir unser sehr technisches und spezifisches Wissen auch für einen sinnvollen Zweck einsetzen. Genau so sind wir auf die Technologie gekommen. Eben über Studium, Master und dann so ein bisschen Interessen zu schauen, Wo ist denn eigentlich was Spannendes, was aktuell gemacht wird, wo wir von der Forschungsseite noch reingehen können?

Dennis Bruder:  Ja, da seid ihr dann auch in dem Themenfeld gelandet, das ja dann wirklich auch in aller Munde gekommen ist mit ChatGPT. Aber ihr habt das Ganze ja dann mit einem speziellen Ansatz verbunden bzw. ganz speziellen Thema, nämlich der Leichten Sprache. Wie kam dieses Spezialthema? Weil das ist ja auch was, was vielleicht nicht alle Hörerinnen und Hörer so kennen. Und ja, erklär auch mal den Weg dorthin.

Vanessa Theel: Ich habe ja gerade schon gesagt, wir haben uns nach unserem Maße gedacht, dass wir jetzt mit dem sehr spezifischen Wissen gerne was Sinnvolles machen möchten und sind dann tatsächlich über die Tante von meiner Mitgründerin Flora auf das Thema Leichte Sprache gekommen. Und zwar Floras Tante hat eine leichte körperliche Behinderung und konnte deswegen früher nicht wirklich zur Schule gehen. Sie ist super politikinteressiert surft im Internet, aber gerade wenn sie an längere Texte oder kompliziertere Wörter kommt, dann hat sie einige Rückfragen und bringt Sachen durcheinander. Und sie liest super, super gerne Texte in Leichter Sprache und wir hatten bis vor, ich glaube mittlerweile drei Jahre ist es her, tatsächlich noch nie was von Leichter Sprache gehört und waren richtig schockiert, dass das gar nicht so in der Wahrnehmung bei uns im Alltag da ist. Was ja auch irgendwie dafür spricht, dass es viel zu wenige Texte in leichter Sprache gibt und ausgedacht habe. Vielleicht können wir mit unserem technischen Wissen genau da eine Unterstützung bauen, damit der Prozess, um Texte in leichter Sprache zu erstellen, schneller und leichter gehen kann. Damit es einfach viel, viel mehr Texte, vielleicht auch kurzfristigere Texte, tagesaktuelle Nachrichten etc. in leichter Sprache geben kann, um da einfach das Angebot zu vergrößern. Also wir hatten sozusagen Glück, dass wir in unserem Umfeld eine Person hatten, die auf leichte Sprache angewiesen ist und deswegen uns dafür die Augen geöffnet hat.

Dennis Bruder:  Ja, wir haben auch schon mal eine eigene Sendung zu dem Thema oder eine eigene Folge zu dem Thema Leichte Sprache gemacht. Aber erklärt doch mal auch in dieser Sendung ganz kurz in paar Sätzen: Was ist denn diese leichte Sprache überhaupt?

Vanessa Theel: Ja, leichte Sprache ist ein besonderer Sprachstil. Das ist nicht das, was wir uns selbst ausgedacht haben, sondern das ist ein Konzept, um Texte so barrierearm wie möglich zu schreiben. Für Menschen, die entweder Lernschwierigkeiten haben oder Bildungsnachteile haben. Vielleicht auch ältere Menschen, die ganz dolle Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren. Oder auch Personen, die kaum Deutsch sprechen. Damit für alle diese Personen der Text trotzdem verstanden werden kann. Da geht es darum, dass man kurze Sätze hat, eine Aussage pro Satz und eine leichtere, aktivere Wortwahl. Und meistens gibt es dann eben kurze Hauptsätze. Es gibt keine Nebensätze, kein Genitiv. Es gibt noch mal zusätzliche Erklärungen bei schwierigen Begriffen, damit man eben die Informationen, die auch im Text stehen, dass man die rausbekommen kann. Das heißt, dass man nicht nur wie, wenn man jetzt Google benutzt, dass man Texte finden kann zu seinem Thema, sondern dass man diese Texte dann auch wirklich verstehen kann.

Dennis Bruder:  Okay. Braucht man zu dem Thema Leichte Sprache eine besondere Expertise. Also muss man Kurse machen oder wie kann man es lernen, überhaupt leichte Sprache zu verwenden? Und vielleicht auch noch eine Anschlussfrage: welche besondere Expertise habt ihr euch dann aufgebaut im Team?

Vanessa Theel: Ja, genau wie es aktuell läuft ist: wenn man Texte in leichter Sprache anbietet, dann arbeitet man meistens mit Übersetzer in der Sprache zusammen. Oder man hat intern eigene Personen, die Expert*innen für Leichte Sprache sind. Und das war ja deine Frage gerade: wie wird man denn Experte oder Expertin für Leichte Sprache? Da gibt es zum einen Schulungen, die man machen kann, wo behandelt wird eben genau diese Themen. Welche Regeln liegen in der leichten Sprache und warum sind diese Regeln auch da? Und ein ganz, ganz wichtiger Teil davon ist die Arbeit mit der Zielgruppe, das heißt Personen, die selbst auf leichte Sprache angewiesen sind, um da den Austausch zu haben und zu erlernen, wie man den Text am besten formuliert und strukturiert, damit er verständlich ist. Ähm, bei uns im Team, also wir im Gründungsteam, wir haben alle eine Schulung gemacht bei einer Übersetzerin, mit der wir viel zusammenarbeiten zum Thema Leichte und einfache Sprache. Wir haben aber auch schon seit über einem Jahr bei uns im Team Bastian mit dabei. Der ist selbst auch ausgebildeter, Leichte- und Einfache Sprache-Übersetzer und unterstützt uns da von der Seite richtig, richtig, richtig gut. Mittlerweile ist das Team von ihm auch noch ein bisschen gewachsen. Wir haben jetzt auch noch Sophie und Sonja mit dabei, die da auch als leichte Sprache Expert*innen unterstützen, die jeweils auch eine Schulung gemacht haben bzw. Sophie auch aus der Forschungsseite mit dazukommt.

Dennis Bruder:  Okay, dann werden wir mal ein bisschen konkreter und kommen zu eurem Tool. Was kann denn euer Tool genau und wie funktioniert das?

Vanessa Theel: Ja, ich habe am Anfang schon bei der Einleitung gesagt, wir bauen eine Art Google Übersetzer oder DeepL für leichte Sprache und so kann man sich es auch vorstellen. Das heißt, man gibt einen Text ein, klickt auf einen Knopf und bekommt dann einen Vorschlag, wie man den Text in Leichter Sprache formulieren könnte. Raus. Das heißt nicht von Deutsch zu Englisch, sondern von Deutsch in leichtes Deutsch. Das gibt es aktuell in drei Varianten. Man kann es einmal direkt im Browser benutzen. Das heißt, man öffnet einfach eine Internetseite, loggt sich ein und hat dann ein Inputfeld, einen Knopf und ein Outputfeld. Wir haben das Ganze aber auch direkt in Microsoft Word zum Beispiel mit dabei, weil wir mit ganz vielen Personen zusammenarbeiten, die, wenn sie Texte schreiben, das in Word machen. Da war es uns wichtig, dass man nicht zwischen 1000 Oberflächen immer hin und her wechseln muss, sondern alles an einem Ort hat. Da gibt es aber genau diese gleiche Funktion, nämlich man hat ein Text, aber in dem Fall markiert man den Text, den man vereinfachen möchte. Klickt auch wieder auf den Knopf und bekommt dann in der Seitenpaneele den vereinfachten Vorschlag raus. Die dritte Möglichkeit ist, dass man das über eine Schnittstelle, das heißt eine API, auch direkt in bestehende Systeme mit einbauen kann. So machen wir das zum Beispiel mit der Stadt Hamburg seit über einem Jahr. Die haben diese Vereinfachungsfunktionalität in ihr Redaktionssystem für die Webseite mit eingebaut, sodass die Redakteur*innen im Hintergrund in Leichter Sprache Knopf direkt an den Artikeln dran haben, den sie klicken können. Und dann wird der Artikel automatisch dupliziert, verlinkt und mit unserer Vereinfachung befüllt und kann im Redaktionssystem den Feinschliff bekommen, damit man nicht was rauskopieren muss, in unsere Webversion gehen muss etc., sondern alles in der gewohnten Umgebung benutzen kann. Also die drei Möglichkeiten gibt es aktuell und das ist auch die Kernfunktionalität von unserem Tool, nämlich schwierige Texte in leichte Texte zu übersetzen. Es gibt noch ein paar Nebenfunktionen, die nennen wir Werkzeuge, die dann noch mal im letzten Schritt unterstützen. Das heißt, wenn man den Vorschlag hat, den dann auch so zu finalisieren und den Feinschliff zu geben, dass er so verständlich wie möglich ist. Da kann man noch mal in dem Glossar, kann man sich zusätzliche Erklärungen abspeichern oder auch erstellen lassen, um bei bestimmten Konzepten noch mal mehr Info mit dazu zu geben. Und wir haben auch noch ein Synonymwörterbuch mit dabei, wo man, wenn man zum Beispiel noch mal einen eigenen Satz mit dazu fügt, noch mal gucken kann: gibt es noch ein leichteres Wort. Vielleicht bekommt er alle Synonyme angezeigt und bei den Wörtern auch noch mit angezeigt, ob sie im eins, zwei oder B1 Wortschatz sind, damit man einordnen kann. Also erste Orientierung. Was davon ist denn wahrscheinlich geläufiger und so den Text so schön und verständlich wie möglich machen kann?

Dennis Bruder:  Du hast ja gerade gesagt, dass wenn man den Text dann übersetzt hat, dass man dann noch mal in den Feinschliff gehen muss. So macht es zumindest die Stadt Hamburg. Was würdest du denn sagen? Wie weit ist man denn tatsächlich von einer guten Leichte Sprache Übersetzung entfernt, wenn man einen Text bei euch eingibt ins Tool?

Vanessa Theel: Ja, also was ganz, ganz wichtig ist, ist, dass es jemand, also dass unser Tool jemand benutzt, der oder die sich mit der Zielgruppe auskennt und weiß, was leichte Sprache ist. Also alle Personen, die unser Tool benutzen, die haben eine Schulung gemacht. Wenn eine neue Organisation unser Tool einsetzen möchte, die noch nicht so viel Erfahrung damit haben, dann machen die immer nochmal eine Schulung bei einer Leichte Sprache Übersetzerin. Damit man dafür ein Gefühl bekommt, wie gut unser Tool ist. Wir haben zum einen eine Feedbackfunktion, das heißt unsere Nutzenden können und sagen Hey, den Vorschlag fand ich super oder den fand ich überhaupt nicht gut. Das heißt, darüber kriegen wir so ein bisschen das Gefühl dafür, wie hilfreich unsere Vorschläge sind. Und wir haben jetzt auch mit Sophie, die bei uns im Team als Werkstudentin tätig ist, die hat in ihrer Bachelorarbeit eine ganz, ganz tiefe Analyse dazu geschrieben, wie gut die Vorschläge sind und auch, welche Arten von Fehlern da noch auftauchen. Und das kommt tatsächlich sehr, sehr gut an die Zahl ran, die wir so auch von den Nutzenden als Feedback bekommen. Und das ist das ungefähr 85 % von den Sätzen genommen werden können und bei dem Rest muss man auch mal ein Wort anpassen und ein Satz mehr, ein Satz weniger. Aber das Grundgerüst zu haben und nicht auf einer leeren Seite anzufangen, ist einfach super wertvoll.

Dennis Bruder:  Bei der leichten Sprache ist es ja häufig auch so, dass noch Illustrationen und Bilder dazukommen. Kann das euer Tool auch? Und was gibt es vielleicht noch für Grenzen, was euer Tool eventuell dann hat? Wo gibt es sonst noch Grenzen, die gesetzt sind für Tool?

Vanessa Theel: Ja, auf jeden Fall. Ich fange mit dem Thema Bebilderung an. Das ist was. Das treibt uns auch schon sehr lange um. Genau wie du gesagt hast. Je nachdem nach welchem Regelwerk für die leichte Sprache man sich richtet, ist noch mal eine Bebilderung mit dabei. Das heißt noch mal unterstützende Grafiken, die bei den Absätzen helfen, noch mehr Verständnis mit reinzubringen. Und da gibt es auch unterschiedlichste Studien dazu, wie sinnvoll das ist, wie diese Bilder aussehen sollten etc. Und wir glauben, dass es auf jeden Fall hilfreich sein kann. Man kennt es ja auch selbst so ein bisschen, vielleicht noch aus der Fremdsprachenausbildung. Wenn dann da ein Bild nebendran ist von zum Beispiel einer Bank oder einem Geldschein, dann kann man doch noch mal besser verstehen und merkt dann manchmal: Ach so, ja, das ist gemeint. Aktuell macht unser Tool Text zu Text, das heißt, aktuell sind keine Bilder mit dabei bei unserem Tool, sondern das folgt dann als Feinschliff-Schritt danach, dass die Bilder zugeordnet werden. Wir haben jetzt im August haben wir zusammen mit der Stadt Hamburg tatsächlich ein Förderprojekt gestartet, wo es darum geht, wie kann man auch bei der Bebilderung noch besser unterstützen, weil das auch einige Zeit in Anspruch nimmt, aus einer bestehenden Bilderdatenbank rauszufinden, Welches passt denn jetzt hier eigentlich am besten? Da haben wir gerade die ersten Schritte. Das soll bis Ende des Jahres als Konzept stehen, dass bei uns im Tool man auch seine eigene Bilder Datenbank hochladen kann und dann automatisch Vorschläge bekommt, welches der Bilder denn dazu passen könnte, um da einfach auch noch mal zu unterstützen und die Hürde wegzunehmen, auch noch diesen Schritt zu machen. Der zweite Punkt, wo vielleicht noch andere Grenzen sind: Ich glaube, was man da raus heben kann und muss, ist das Thema Zusätzliche Erklärungen. Das ist mir immer ganz, ganz wichtig. Eine KI ist nicht wirklich eine Intelligenz, das kennt man von ChatGPT zum Beispiel, dass da gerne mal einfach irgendwie was Falsches mit dazugedichtet wird. Und da muss man gucken, wie man da künstliche Intelligenz so einsetzt, dass sie einen unterstützt, aber auch annehmen, wo die Grenzen sind. Das meine ich hier bei der leichten Sprache, insbesondere bei dem Thema eben nochmal Hintergrundinfos mit dazuzugeben, die vielleicht im Ausgangstext so nicht stehen. Unser Tool vereinfacht immer nur die Inhalte, die dem Tool auch gegeben werden, ohne noch mal zusätzliche Infos mit dazu zu packen, um dieses Thema falsche Informationen so gering wie möglich zu halten. Das heißt, da ist eine Grenze, wo noch mal die menschliche Intelligenz gefragt ist, noch mal diese zusätzlichen Erklärungen mit dazu zu packen. Wo wir da unterstützen, trotzdem, um auch diesen Schritt so leicht wie möglich zu machen, ist das Glossar Werkzeug, wo man sich diese Erklärungen abspeichern kann und sie auch wieder vorgeschlagen werden, wenn man das gleiche Wort noch mal in einem Text hat, damit man da nicht jedes Mal wieder das Rad neu erfinden muss und es auch für die Zielgruppe möglichst konsistent halten kann. Das heißt, das wären die zwei Punkte. Einmal das Thema Bebilderung, was du angesprochen hast und dann das Thema Zusatzinformationen, die so nicht im Ausgangstext stehen, aber hilfreich sind für das Verständnis.

Dennis Bruder:  Okay. Wer sind denn momentan eure Kund*innen für euer SUMM-Tool?

Vanessa Theel: Wir arbeiten mit mittlerweile vier großen Bereichen zusammen. Der erste Bereich sind Übersetzungsbüros für leichte Sprachen, die unser Tool benutzen, um einfach schneller und besser in Aufträgen zu werden. Und wie gesagt, eben nicht auf einer leeren Seite anzufangen. Der zweite Bereich sind Kommunen, das heißt Städte, Landkreise, Ministerien, die unser Tool aktuell hauptsächlich nutzen, um Webseiten Inhalte in leichter Sprache zu bringen. Und da insbesondere kurzfristigere oder kurzlebige Informationen wie Neuigkeiten oder Pressemitteilungen, die sonst komplett hinten runterfallen, weil man sehr viel Zeit brauchen würde, wenn man so was in dem aktuellen Weg machen würde. Der dritte, die dritte Gruppe, sind soziale Träger. Da hauptsächlich Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die unser Tool nutzen und da dann für die interne Kommunikation, also für Verträge, Arbeitsanweisungen, Gewaltschutzkonzepte etc., um die so verständlich und intern für die Bewohner*innen, Klient*innen etc. zu machen. Und der vierte Bereich, der jetzt tatsächlich relativ neu ist, sind Banken und Versicherungen. Und ich glaube, das ist was, wo wir uns auch alle wiederfinden. Also ich finde mich auch bei allen anderen Themen wieder auch insbesondere wenn man mal auf die Seite von der Kommune guckt und rausfinden möchte, wie man eigentlich irgendwas neu beantragt. Aber auch gerade bei dem Thema Banken und Versicherungen, was auch etwas ist, was ja auch sehr essenziell ist und jede Person braucht, um da zu gucken, wie man da auch die Kommunikation im Allgemeinen, aber auch Beschreibungen und Infos verständlicher machen kann.

Dennis Bruder:  Also ein Tool, von dem wir vielleicht auch alle irgendwo profitieren können. Wohin wollt ihr euch denn eigentlich noch entwickeln mit eurem Unternehmen und auch speziell mit dem Tool? Gibt es da irgendwas, was du schon verraten kannst?

Vanessa Theel: Ja, wir haben die Mission, die Welt verständlich zu machen. Das ist ein sehr, sehr, sehr großes Ziel. Und es gibt auch keinen klaren Geradeausweg dorthin, würde ich sagen. Aber das ist so das Ziel, was wir im Team haben, wofür wir jeden Tag arbeiten und wo wir hinkommen möchten. Wie genau eine verständliche Welt aussieht, kann ich dir nicht sagen. Ich glaube das auch, was sehr Individuelles. Aber das zeigt auch vielleicht ein bisschen, wie wir da an das Thema herangehen. Also aktuelles Thema eben Text vereinfachen, was, was uns umtreibt, um verständlicher zu werden in der Welt. Aber so was geht ja nicht nur auf Textebene. Also so was geht ja vielleicht auch bei Videos oder bei Bildern, bei Audios, also überall da, wo Informationen rübergebracht werden. Aktuell hauptsächlich Textinformationen als Start. Das ist das, wo wir im Team unsere Kernkompetenzen haben, aber vielleicht so als Großes. Man sagt immer, so ein Big Hairy Audicious Goal, wo wir hin möchten, ist, dass die Welt verständlich wird. Okay, dann sind wir eigentlich auch schon mit dem Kernthema durch. Und jetzt vielleicht noch ein bisschen eine offene Frage, weil du dich ja auch generell mit künstlicher Intelligenz beschäftigst. Und wir beide haben uns ja auch mal kennengelernt auf einem Workshop zum Thema GenAI.

Dennis Bruder:  Was glaubst du, was sind die Potentiale künstlicher Intelligenz? Also jetzt vielleicht gar nicht auf die gesamte Gesellschaft, sondern vielleicht eher so auf digitale Barrierefreiheit oder generell für Menschen mit Behinderung?

Vanessa Theel: Ja, also ich finde, es gibt schon einige gute Beispiele, die sich genau mit dem Thema auseinandersetzen. Also es gibt ja Projekte, die zum Beispiel auch das Thema Gebärdensprachavatare angehen. Wie gesagt, da gibt es auch sehr viele Hürden und Grenzen. Aber das ist vielleicht auch was, wo man unterstützen kann oder generell eine Art Hilfe oder wie soll man sagen eine Art Unterstützung in unterschiedlichsten Bereichen im Alltag zu bringen. Wo sind die größten Potenziale? Ich glaube, ich würde erst mal anfangen tatsächlich, wie man es auch macht mit den Grenzen, weil die ne ganz gute Einordnungen oder eine ganz gute Einordnung dafür bieten, wo auch die Potenziale sind. Ich glaube, als Grenze ist mir immer ganz, ganz wichtig anzuerkennen, dass eine künstliche Intelligenz in den meisten Fällen keine vollautomatische Lösung ist, aber eine Unterstützung sein kann. Also das gilt für die gesamte Gesellschaft, dass man dadurch nicht unbedingt Aufgaben oder Stellen wegrationalisiert, sondern dass man das, was eine künstliche Intelligenz machen kann, dass man das annimmt, um eine Unterstützung zu haben im Alltag wie bei uns zum Beispiel beim Tool, dass man ein Grundgerüst hat, mit dem man arbeitet und nicht auf einer leeren Seite anfängt. Wo man aber aufpassen muss, ist, dass man bei der künstlichen Intelligenz vielleicht auch zu viel zuspricht und sich dann auch nur noch darauf verlässt oder auch zu großen Erwartungen hat, um vielleicht auch Sachen komplett automatisch zu machen. Aber wo es helfen kann, ist auf jeden Fall eine Unterstützung sein und da auch eben genau bei Menschen mit Behinderung eine Unterstützung zu bieten. Bei Themen im Alltag, wo man aktuell noch viel auf die Hilfe von anderen Personen angewiesen ist. Also sei so was wie eine Leichte Sprache-Übersetzungen zu haben. Aktuell ist es so, dass unser Tool von den Personen eingesetzt wird, die den Ausgangstext kennen und verstehen. Die große Vision ist natürlich, dass das Menschen mit Behinderung selbst einsetzen können, wenn es gut genug ist, damit man da mehr Selbstbestimmung dabei hat. Damit man selbst sagen kann: Hey, das und das und das hätte ich gern in leichter Sprache und nicht darauf angewiesen ist, dass jemand anderes es einem vorbereitet und damit auch so ein bisschen die, die Informationen demokratisieren kann. Also da sehe ich Potenziale von künstlicher Intelligenz, eine Unterstützung zu sein, um Dinge, die aktuell immer von anderen Personen gemacht werden müssen, dass man die selbstständig nutzen kann und somit mehr Teilhabe schaffen kann.

Dennis Bruder:  Ja, das war glaube ich jetzt fast eine ganz gute Zusammenfassung. Vor allem auch noch mal das ein bisschen einzusortieren, wo denn die Grenzen liegen, um zu verstehen, was ist denn der Stand künstlicher Intelligenzen überhaupt? Wo können sie unterstützen und wo kann man auch vielleicht, wenn man eigene Ideen hat in Bezug auf Unterstützungen oder Menschen mit Behinderung oder Barrierefreiheit? Wo kann man denn ansetzen und wo kann man sich vielleicht auch hin entwickeln? Ähm, ja, dann danke dir Vanessa. Wir sind dann auch schon am Ende.

Vanessa Theel: Danke dir. Ich freue mich, dass ich hier sein konnte. Es macht jedes Mal wieder Spaß über das Thema zu sprechen. Und auch jetzt gerade in dem Rahmen hier... Sehr, sehr schön. Dankeschön.

Dennis Bruder: Sehr gerne.

Dennis Bruder (Abmoderation mit Musikuntermalung):  Das war's auch wieder mit dieser Folge von Barriere Los, dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Zum Abschluss dieser Folge will ich noch einmal auf unser Workshopangebot für öffentliche Stellen in Bayern aufmerksam machen. Wir sind zwar jetzt fast schon am Ende des Jahres, hätten aber noch ein paar Termine frei. Und wenn Sie sich oder Ihre Mitarbeitenden zum Thema digitale Barrierefreiheit, also konkreter barrierefreie Webseiten oder Dokumente schulen lassen wollen, können Sie sich immer noch für November und Dezember für dieses Jahr melden. Kommen Sie also auf unsere Website und melden Sie sich an. Den Link dazu setzen wir in die Shownotes.

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