Was ist Unterstützte Kommunikation?

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Podcast Barriere Los - Unterstützte Kommunikation

Moderator: Dennis Bruder

Gast: Christoph Götz

Sprecherin: Alexandra Goedeke

Christoph Götz (Teaser mit Musikuntermalung): Also, das Wichtigste eigentlich beim Einsatz von Methoden und Hilfsmitteln ist, dass sie immer konkret auf den Kompetenzen von der betroffenen Person eben aufbauen, und dass eben auch verschiedene Hilfsmittel oder Methoden eben eingesetzt werden, also, da haben wir z. B. Mimik, Gestik, Blickverhalten, und dann eben auch schauen: OK, was gibt es denn für Möglichkeiten, um externe Kommunikationsmittel eben einzusetzen.

Alexandra Goedeke (Einspieler mit Musikuntermalung): Barriere? Los! der Podcast für barrierefreie Lösungen im digitalen Raum.

Dennis Bruder: Hallo und willkommen zu Barriere Los! Dem Podcast zur Digitalen Barrierefreiheit. Mein Name ist Dennis Bruder von der Beratungsstelle Digitale Barrierefreiheit in Bayern, und in dieser Folge haben wir auch Jemanden von der Beratungsstelle eingeladen. Nämlich Christoph Götz von der Caritas Augsburg. Hallo Christoph.

Christoph Götz: Hallo Dennis. Freue mich, hier zu sein.

Dennis Bruder: Freut mich auch. Christoph, ihr übernehmt ja in der Beratungsstelle eine Beratungstätigkeit, die sich mit vielleicht sogar einem des wichtigsten Aspektes des menschlichen und sozialen Zusammenlebens so beschäftigt, nämlich der Sprache und der menschlichen Kommunikation. Und der Fachausdruck dazu lautet „Unterstützte Kommunikation“. Und bevor ich dir dazu meine Fragen stelle, erklärt erstmal unsere Werkstattmitarbeiterin Alexandra Goedeke, was Unterstützte Kommunikation eigentlich ist.Alexandra Goedeke: Der Begriff „Unterstützte Kommunikation“ umfasst mehrere Therapiemethoden und Hilfsmittelarten.  Diese wurden für Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Lautsprache entwickelt. Ziel ist es, die Kommunikationswege dieser Personen zu optimieren und ihnen somit eine effektive Verständigung zu ermöglichen. 

Dennis Bruder: So, jetzt haben wir mal einen ersten Eindruck gekriegt, was das Thema Unterstützte Kommunikation so ist, und, Christoph, könntest du dich jetzt erstmal kurz selbst vorstellen, was so dein beruflicher Werdegang ist und wie du auch zum Thema Unterstützte Kommunikation gekommen bist?

Christoph Götz: Genau. Also, von meinem beruflichen Hintergrund, vom Erstberuf bin ich Ergotherapeut, und da hatte ich auch schon, weil ich eben nur auch mit Menschen mit Lernschwierigkeiten zusammengearbeitet habe, ganz am Anfang schon erste Berührungspunkte eben mit Unterstützter Kommunikation, z. B. in Form von Piktogrammen eben, die ich dann auch in der Therapie eingesetzt habe. Aber das war eigentlich schon sozusagen der erste Berührungspunkt, und das lief eigentlich dann so nebenbei, und ich habe mich dann eigentlich am Anfang von meinem ersten Arbeitsplatz nicht weiter mit diesem Thema beschäftigt und bin jetzt eigentlich erst nach meinem Studium wieder dazu gekommen. Ja.

Dennis Bruder: OK. Genau. Also, wir haben ja jetzt kurz in dem Einspieler schon mal gehört, dass sich Unterstützte Kommunikation ja mit quasi Menschen beschäftigt, die vielleicht sprachliche Probleme haben, die schwer verständlich sprechen können oder auch gar nicht sprechen können. Hast du dazu noch was zu ergänzen, also, was umreißt dieses Thema alles?

Christoph Götz: Also, es ist eigentlich so, dass mit Unterstützter Kommunikation schon eine große Breite, finde ich, an Menschen unterstützt werden kann, also, wie du es eben schon gesagt hast, geht es eigentlich ja darum, dass praktisch Lautsprache ergänzt oder eben ersetzt wird. Und das kann natürlich auch eigentlich jeden von uns betreffen, z. B. eben, wenn man jetzt einen Unfall hatte, oder jetzt vielleicht eben auch einen Schlaganfall, je nachdem, dass dann eben die Sprache beeinträchtigt ist, Und da kann dann eben Unterstützte Kommunikation ganz gut helfen mit den verschiedenen Hilfsmitteln oder eben auch Methoden, dass dann eben wirklich die Lautsprache, ich würd’s mal sagen, wieder in Gang kommt.

Dennis Bruder: Ja, da sind wir dann eigentlich schon bei den Zielgruppen auch, also, es geht ja um eben Hilfsmittel, die es einerseits gibt, und es geht auch so um diese Methoden. Kannst du da mal ein bisschen was zu erklären? Gehen wir mal von so einem Beispiel z. B. aus: Menschen, die jetzt vielleicht im Laufe des Lebens ihr Sprachvermögen verlieren. Welche Methoden gibt es da bspw. Um das aufrechtzuerhalten oder dann auch den Übergang zu schaffen. Hin dazu, dass man vielleicht auch Hilfsmittel benutzt?

Christoph Götz: Also, das Wichtigste eigentlich beim Einsatz von Methoden und Hilfsmitteln ist, dass sie immer konkret auf den Kompetenzen von der betroffenen Person eben aufbauen, und dass eben auch, das ist auch ganz, ganz wichtig, das nennt man multimoda“, dass eben auch verschiedene Hilfsmittel oder Methoden eben eingesetzt werden, und z. B. bei schwerer betroffenen Klient*innen würde man vielleicht glaube, auch erstmal schauen, wie ist denn sozusagen das kommunikative Verhalten, und da auch erstmal auf die körpereigenen Kommunikationsformen eben schauen, also, da haben wir z. B. Mimik, Gestik, Blickverhalten, je nachdem, oder auch so Sachen wie Muskeltonus, und dann eben auch schauen: „OK, jetzt haben wir so körpereigene Kommunikationsformen, was gibt es denn für Möglichkeiten, um externe Kommunikationsmittel eben einzusetzen? Also, da gibt es eben auch verschiedene Sachen, wie einfache sprechende Tasten, oder der sog. Talker eben, die sind jetzt schon ein bisschen komplexer eben, wo dann schon Vokabular mit dabei ist.

Dennis Bruder: Also, ich merke schon, das ist schon wahrscheinlich ein sehr, sehr individueller Ansatz. Also, man muss genau schauen: WO sind die Stärken, wo sind vielleicht auch die Schwächen der Personen, und dann eben genauso individuell beraten. Ist das richtig?

Christoph Götz: Das ist das Wichtigste eigentlich. Also, ích würde sagen, dass wirklich der Klient, die Klientin im Mittelpunkt der Beratung steht, und eben auch die wichtigsten Bezugspersonen, oder eben auch das Lebensumfeld der betroffenen Person, weil ohne die funktioniert es ja dann auch nicht, und es ist, glaube ich, für alle Beteiligten in der Beratung auch ein Lernprozess, wirklich dann mit einer Kommunikationshilfe, sei es jetzt eben körpereigen oder eben auch extern, sich daran eben zu gewöhnen, dass mit einer Kommunikationshilfe eben kommuniziert werden muss.

Dennis Bruder: Es gibt ja dann bestimmt auch Fälle von Menschen, von Kindern, die eben gar nicht von Geburt an fähig sind zu sprechen, und die müssten ja eigentlich eine ganz eigene Sprache lernen. Wie funktioniert das? Also, erarbeitet man das quasi dann mit Therapeut*innen immer, oder sind da die Eltern auch schon ganz stark beteiligt, was sind da so deine Erfahrungen, wie so ein Zusammenspiel funktioniert?

Christoph Götz: Also, Therapeut*innen und eben auch die Eltern spielen da wirklich eine sehr zentrale Rolle, und je früher man praktisch alle an einen Tisch bringt, desto einfacher oder desto erfolgversprechender ist eben auch Unterstützte Kommunikation. Weil eben auch, wenn wir jetzt eben dieses Beispiel nehmen von einem Kind, wo die Sprachentwicklung eben verzögert ist, dass das möglichst auch viel sprachlichen Input bekommt, eben durch eine Kommunikationshilfe, und diesen Input können eben vor allem die Eltern und weiteren Bezugspersonen, aber auch dieTherapeut*innen eben leisten. Also, die sind wirklich sozusagen der entscheidende Faktor. Dass Unterstützte Kommunikation erfolgreich ist.

Dennis Bruder: Gehen wir mal von einem anderen Beispiel aus: Wenn das vielleicht ein Problem ist als Kind, sprechen zu lernen, und man eignet sich dann so einen ganz eigenen Weg an, und vielleicht gäbe es aber trotzdem die Chance auch, die, sage ich mal, normal gesprochene Sprache zu lernen. Verhindert diese Unterstützte Kommunikation oder diese Sonderform auch manchmal das Erlernen von Sprache?

Christoph Götz: Also, gerade jetzt in dem Fall, wo jetzt die Sprachentwicklung verzögert ist, oder wo jetzt vielleicht Lautsprache zu komplex ist, muss man vielleicht bedenken, dass da Unterstützte Kommunikation nur eine zeitlich begrenzte Maßnahme sein kann, also, gerade eben in dem Fall, wenn Sprachentwicklung verzögert ist, dann würde ich es eher betrachten, Unterstützte Kommunikation ist da eine Brücke zur eben Lautsprache, und diese Befürchtung, wie du gesagt hast praktisch, ob Unterstützte Kommunikation die Lautsprache verhindert oder hemmt oder, besser gesagt, die Lautsprachentwicklung, das sehen wir eigentlich nicht so.

Dennis Bruder: OK. Wir haben ja schon über die Hilfsmittel gesprochen, die es da so gibt, ich nehme an, da gibt es wahnsinnig viele, wenn es so eine Vielzahl an Fällen auch gibt, die so individuell sind. Wie kommt man denn überhaupt an solche Hilfsmittel?

Christoph Götz: Also da, wenn wir jetzt mal das Beispiel nehmen, die betroffene Person ist gesetzlich versichert, da ist es dann ganz entscheidend, dass sich eben die Eltern, die Angehörigen oder die gesetzliche Betreuung am besten an eine unabhängige Beratungsstelle wenden. Die Aufgabe dann von der unabhängigen Beratungsstelle ist, eben Diagnostik durchzuführen, wie ist denn das kommunikative Verhalten der betroffenen Person, und da dann vielleicht auch schon erste Hilfsmittel, wenn es die Möglichkeit eben gibt, schon auszuprobieren, und dann würde der Weg eben weiter so laufen, dass man dann sich mit einer Hilfsmittelfirma in Verbindung setzt, mit der dann auch noch mal verschiedene Hilfsmittel ausprobiert werden, und wenn man sich dann praktisch für eine Kommunikationshilfe entschieden hat bei so einem Probetermin, dann kommt dann eben noch mal die Beratungsstelle ins Spiel, die dann praktisch eine Fachdienstliche Stellungnahme schreibt für die Krankenkasse, damit in der eben drinsteht, warum es jetzt genau diese Kommunikationshilfe sein soll, und dann, was eben noch dazu benötigt wird, um an eine Kommunikationshilfe zu kommen, ist eben auch noch ein Rezept vom Arzt und dann wben praktisch der Kostenvoranschlag von einer Hilfsmittelfirma. Und das geht dann alles gesammelt eben an die Krankenkasse.

Dennis Bruder: OK, und im besten Falle geht es dann durch, oder es muss mit Widerspruch dann vielleicht gerechnet werden, und wenn es ganz blöd läuft, na ja, die Wege kennt man dann manchmal so…Christoph Götz: (lacht)Dennis Bruder: …weil man selber auf Hilfsmittel angewiesen ist. Dann muss man vielleicht auch mal den juristischen Weg gehen. Ich nehme an, diese Hilfsmittel sind wahrscheinlich auch nicht ganz billig, gerade wenn es Spezialhilfsmittel sind. Kennst du auch irgendwelche kostenlosen Unterstützte-Kommunikations-Hilfsmittel, die du empfehlen kannst?Christoph Götz: Ja, also, wenn man da ein bisschen googlet, dann findet man eigentlich ganz ganz viele kostenlose UK-Materialien, auch z. B. eine kostenlose Symbolsammlung, die heißt Picto-Selector. Die sind auch sehr klar dargestellt, die sind, glaube ich, meistens schwarz-weiß, und es gibt natürlich auch ganz ganz viele Blogs eben von auch, glaube ich, Privatpersonen, die auch wirklich kostenloses Material, also sei es jetzt Kommunikationstafeln, irgendwelche Vorlagen für Pläne, die dann mit Symbolen bestückt werden können, gibt es eigentlich alles wirklich kostenlos im Internet zu finden und, also, man muss eigentlich bloß immer das Stichwort „Unterstützte Kommunikation“ eingeben, und dann kommt man eigentlich auf die entsprechenden Seiten, um da was zu finden, was man auch kostenlos sich runterladen kann. Und dann eben auch im Alltag nutzen kann. Dennis Bruder: Vielleicht kannst du uns da ja so eine kleine Liste, mal so eine Mini-Liste zusammenstellen, dann stellen wir die in die Shownotes danach. Jetzt nochmal eine Frage: Ihr als Beratungsstelle, also, wir sind ja auch ein Teil der Beratungsstelle, aber Ihr macht ja genau diese Unterstützte Kommunikation noch, und Leichte Sprache, muss man dazu sagen. Wo helft ihr denn jetzt in dieser Beratungsstellenfunktion? Ist das eigentlich das, wahrscheinlich auch, was du vorher schon genannt hast, oder?

Christoph Götz: Also, da geht es uns darum, dass wir auf jeden Fall erstmal allgemeine Fragen eben zur Unterstützten Kommunikation beantworten können, weil es eben doch ein sehr sehr breites Feld ist, und auch, weil „Unterstützte Kommunikation“ nicht jeder Person etwas sagt. Aber praktisch auch, wenn es um Hilfsmittel geht oder irgendwelche Methoden, dass wir dann praktisch auch an Expertinnen oder Anbieter, je nachdem, eben verweisen können von der Beratungsstellenseite aus. Genau.

Dennis Bruder: OK. Dann sind wir eigentlich auch schon fast am Ende, und da wollte ich jetzt noch mal ganz persönlich was fragen, und zwar: Du hast ja bestimmt schon viele Beratungen gemacht, auch als Ergotherapeut. Kennst du irgendwelche Erfolgsgeschichten, die du so erlebt hast, seit du dazu berätst und das Thema bearbeitest?

Christoph Götz: Also, da ist mir aktuell gerade eine Beratung im Sinn, wo es um Unterstützte Kommunikation und Mehrsprachigkeit ging und wo wir dann praktisch auch in der Beratungssituation darüber reflektiert haben. Also, ich persönlich hatte das so gesehen, dass wir noch ganz ganz am Anfang praktisch der Beratung standen, und mir wurde dann aber praktisch von den Angehörigen rückgemeldet, da sie schon den bisherigen Verlauf der Beratung sehr sehr bereichernd fanden, weil sie sehr stark eben für die Belange und für das Kommunikationsverhalten ihrer Tochter sensibilisiert wurden und praktisch durch meinen Input schon ganz ganz anders praktisch auf das Kommunikationsverhalten von ihrer Tochter schauen und viel viel besser auf sie eingehen können. Und das fand ich dann für mich so eine persönliche Erfolgsgeschichte, wo ich gemerkt habe: OK, Unterstützte Kommunikation bewirkt etwas.

Dennis Bruder: Ja, danke, das ist ja dann wahrscheinlich auch nur eine von ganz vielen Erfolgsgeschichten, die man am Ende so haben wird. Und An der Stelle auch noch mal den Aufruf: Wenn Sie vielleicht selber Jemanden kennen, der oder die auf Unterstützte Kommunikation angewiesen ist, dann melden Sie sich gerne bei der Beratungsstelle Barrierefreiheit, also www.beratungsstelle-barrierefreiheit.de und lassen sich zu einem Thema beraten, lassen sich vielleicht auch zur Leichten Sprache beraten, zur digitalen Barrierefreiheit oder zur baulichen Barrierefreiheit. Dann danke dir, Christoph, für das interessante Gespräch.

Christoph Götz: Ich bedanke mich bei dir für die Einladung.

Dennis Bruder (Teaser mit Musikuntermalung): Das war es dann auch schon wieder von BarriereLos! Dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Wenn Ihnen die Folge gefallen hat, lassen Sie uns eine Bewertung da, und folgen Sie unserem Kanal. An dieser Stelle auch nochmal ein Hinweis auf die Sprechstunde für Behindertenbeauftragte und Schwerbehindertenvertretungen. Wenn Sie in Ihrem Unternehmen oder in der öffentlichen Stelle, in der Sie arbeiten, Informationen und eine Beratung zur digitalen Barrierefreiheit haben wollen, können Sie sich ganz unverbindlich in unsere Sprechstunde zur digitalen Barrierefreiheit einklinken. Die findet jeden Monat am 1. Donnerstag von 10 – 12 Uhr statt. Also: Klinken Sie sich ganz unverbindlich ein. Der Link ist selbstverständlich auch in den Shownotes hinterlegt. Dann bis zur nächsten Folge von BarriereLos!

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