Usability-Tests mit Menschen mit Behinderung

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Usability-Tests mit Menschen mit Behinderung

Sprecher*innen: Dennis Bruder (Moderator)

Gäste: Simone Lerche, Patrick Dembinsky

Simone Lerche (Teaser mit Musikuntermalung): … Und so ziemlich alle, mit denen wir gesprochen haben, also UX-Professionals aus Wirtschaft und Verwaltung, Leute aus der Wissenschaft haben gesagt, es fehlen Testpersonen mit Behinderung und außerdem fehlen konkrete Hinweise zur Umsetzung. Und ich hatte auch den Eindruck, dass es Unsicherheiten gibt, wie man mit der Testgruppe arbeiten kann. Und daher haben wir im Projekt zum einen begonnen, einen Pool von Testpersonen mit Behinderungen aufzubauen. Und zum anderen haben wir mit der Erfahrung aus vielen Erprobungen und Machbarkeit-Tests einen Leitfaden entwickelt.

Alexandra Gödeke (Intro mit Musikuntermalung): Barriere? Los! Der Podcast für barrierefreie Lösungen im digitalen Raum.

Dennis Bruder: Hallo und Willkommen zu Barriere Los, dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Mein Name ist Dennis Bruder von der Beratungsstelle Barrierefreiheit in Bayern. Und zum Anfang der Folge will ich gleich die Gelegenheit nutzen und auf unsere neue Website hinweisen, die seit Anfang des Monats unter der Adresse www.beratungsstelle-barrierefreiheit.de zu finden ist. Da findet ihr neben der digitalen Barrierefreiheit auch Themen und Informationen zur leichten Sprache und unterstützten Kommunikation und zur baulichen Barrierefreiheit. Ihr könnt auch direkt Termine zur Erstberatung zu allen drei Themen ausmachen. Also schaut mal vorbei www.beratungsstelle-barrierefreiheit.de. Und dann kommen wir auch gleich zu unserem heutigen Thema, den Usability Tests. Nachdem wir beim letzten Mal schon allgemein über das Thema aufgeklärt haben, setzen wir heute einen ganz besonderen Fokus auf das Thema Usability-Testing mit Menschen mit Behinderungen. Und dazu haben wir heute gleich zwei Gäste eingeladen, nämlich Simone Lerche und Patrick Dembinsky. Hallo ihr beiden.

Simone Lerche: Hallo.

Patrick Dembinsky: Hallo.

Dennis Bruder: Simone, Ihr habt ja um das Thema Usability-Testing ein eigenes Team gegründet, nämlich das Team Usability. Wie kam es dazu und worum geht es bei diesem Team?

Simone Lerche: Team Usability ist ein Forschungsprojekt und wird gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Und das Projekt untersucht, wie Menschen mit Behinderungen in Usability-Tests, aber auch in Accessibility-Tests einbezogen werden können. Und der Hintergrund ist Ich arbeite seit zehn Jahren bei der Hamburger Diaz. Das ist ein Forschungs- und Beratungsunternehmen mit dem Schwerpunkt Accessibility, also Barrierefreiheit. Das heißt zugängliche und gut nutzbare digitale Angebote für Menschen mit Behinderungen ist der Schwerpunkt unserer alltäglichen Arbeit, liegt also praktisch in unserer DNA. Und da Barrierefreiheit und Usability wirklich zwei bedeutsame Aspekte von gut nutzbaren digitalen Angeboten für die Zielgruppe behinderte Menschen sind, haben wir das Projekt entwickelt und eingebracht.

Dennis Bruder: Bei Usability-Tests gibt es ja eine ganze Menge verschiedener Ansätze. Was macht jetzt euren Ansatz so besonders, auch im Verhältnis zu anderen Anbietern?

Simone Lerche: Naja, klassischerweise werden in Usability-Tests oder auch in andere Formate der Nutzerforschung ja Durchschnittsnutzende ohne Behinderungen eingebunden. Und die Usability-Bedarfe von Menschen mit Behinderungen bleiben so unberücksichtigt. Aber gerade wenn assistierte Technologien, also zum Beispiel ein Screenreader oder eine Spracherkennungsoftware oder aber auch besondere adaptive Strategien wie zum Beispiel eine Vergrößerung genutzt werden, entstehen eben spezielle Usability-Bedarfe und die finden eben bislang kaum Beachtung. Tja, und zu Beginn des Projekts haben wir uns dann gefragt Woran liegt das denn? Warum ist das Usability testen mit Menschen mit Behinderung bislang hierzulande kaum verbreitet. Und so ziemlich alle, mit denen wir gesprochen haben, also UX-Professionals aus Wirtschaft und Verwaltung, Leute aus der Wissenschaft haben gesagt, es fehlen Testpersonen mit Behinderung. Die gibt es auch nicht bei den klassischen Recruiting-Agenturen, durch die die zugeschnittene Testgruppe ansonsten vermittelt wird. Und außerdem fehlen konkrete Hinweise zur Umsetzung. Und ich hatte auch den Eindruck, dass es Unsicherheiten gibt, wie man mit der Testgruppe arbeiten kann. Und daher haben wir im Projekt zum einen begonnen, einen Pool von Testpersonen mit Behinderungen aufzubauen. Und zum anderen haben wir mit der Erfahrung aus vielen Erprobungen und Machbarkeittests einen Leitfaden entwickelt, den man jetzt online auf unserer Projektwebsite findet und der die Umsetzung unterstützen soll.

Dennis Bruder: Wie setzt sich denn jetzt dieser Pool an Testerinnen und Testern zusammen, den ihr über die Jahre aufgebaut habt? Also wen habt ihr ausgewählt und nach welchen Kriterien geht ihr da vor?

Simone Lerche: Also aktuell sind ungefähr 50 Probandinnen und Probanden bei uns registriert. Am Anfang, also vor circa 4-5 Jahren, haben wir damit begonnen. Es war am Anfang schwierig, Menschen mit Behinderungen zu finden, die mitmachen wollen. Und inzwischen hat habe ich aber das Gefühl, spricht sich das Thema immer mehr rum und die Zahl der Interessierten, die sich bei uns melden, nimmt leicht zu. Und in unserem Pool sind jetzt viele blinde Personen, die zum Beispiel die Desktop Screenreader Jaws vor allem und seltener NVDA nutzen. Mobil nutzen sie meistens iPhones und den integrierten Screenreader Voice Over. Dann haben wir aber auch viele seheingeschränkte Nutzende, die am Desktop mit Vergrößerung Software zum Beispiel Zoom-Text arbeiten oder mit integrierten Bedienungshilfen wie der Windows Bildschirm Lupe oder den Mac OS Bedienung für Zoom. Es gibt ein paar wenige mobilitätseingeschränkte Menschen mit diversen Nutzungsweisen, Spracherkennung, spezielle Tastaturen, Maus Alternativen und ein paar ganz wenige mit sogenannten neuropsychiatrischen Beeinträchtigungen: Das ist so was wie Autismus Störungen Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Und vielleicht noch ein Wort zu Menschen mit Lernbehinderung. Das ist eine wichtige Zielgruppe und wir denken, dass man sich um deren Bedarfe wirklich kümmern muss. Die sind aber nicht in unserem Pool. und wir verweisen hier auf Organisationen, die sich eben spezielle Kompetenzen zu Tests erarbeitet haben und eben auch die Kontakte und das Vertrauen der Zielgruppe haben. Bei uns ist es vor allem die Lebenshilfe Hamburg. Das ist ja eine Selbsthilfeorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung. Und die haben ein Projekt „Leicht Online“, die sich eben zum Beispiel darum kümmern.

Dennis Bruder: Aber das kann man ja jetzt quasi auch als Aufruf verstehen, dass wenn man jetzt als Mensch mit Einschränkungen dem Podcast hier zuhört, dass man sich da auch bei euch bewerben kann, um bei dem Testerinnen dabei zu sein. Ist das richtig?

Simone Lerche: Genau Auf unserer Webseite www.Team-Usability.de haben wir eine Möglichkeit, sich zu registrieren und sich sozusagen bereit zu erklären, bei uns als Testperson mitzumachen. Wenn man sich da registriert, dann kriegt man einen Anruf von mir und dann sprechen wir so ein bisschen über die Nutzungsweise und ja, ich nehm die Leute dann in meinen Pool auf und ich freue mich wirklich über jeden, der mitmacht. Es melden sich auch manchmal Menschen ohne Einschränkungen. Die verweise ich dann auf die klassischen Recruiting-Agenturen. Also bei uns gibt es wirklich liegt der Fokus wirklich auf Menschen, die eben, sage ich jetzt mal eine Behinderung haben, und vor allem auch eine spezielle Nutzungsweise mit einer assistierten Technologie oder ähnlichem.

Dennis Bruder: Auf eurer Website war ich auch schon ein bisschen unterwegs und da habt ihr ja ganz prominent am Anfang aufgezeigt, dass ihr zwei Testarten unterscheidet: Nämlich einmal die Usability Tests und einmal die Praxistests. Wo unterscheiden sich die beiden Testverfahren denn.

Simone Lerche: Im Unterschied zum Usability-Test ist der Praxistests oder ist es beim Praxistest so, dass Menschen mit Behinderungen eine Website oder App strukturiert entlang der Anforderungen der Barrierefreiheitsstandards untersuchen. Also Praxistests fokussieren rein auf die Accessibility, also Barrierefreiheit eines digitalen Angebots. Und dafür braucht man eben Fachkenntnisse zu den SStandardanforderungen und wie man sie prüft. Und anders als beim Usability Test, wo ja Nutzende wirklich explizit ohne explizite Expertise alltägliche Aufgaben durchführen, prüfen eben Praxistesterinnen und Tester mit einem Experten Blick. Und auf der Basis von Prüfkriterien zum Beispiel wird bei so einer Grafik ein Alternativtext ausgegeben. Und so weiter. Und ein Praxistest bei uns ist zum Beispiel ein blinder und ein sehender Kollege. Die arbeiten beim Prüfen einer App zusammen und der blinde Prüfer testet eben mit seinem Hilfsmittel, also am mobilen Endgerät mit dem integrierten Screenreader. Und sein Kollege übernimmt oder ergänzt, Prüfschritte, die er Behinderung nicht oder nicht alleine prüfen kann. Und so entsteht ein rundes, ein valides Ergebnis.

Dennis Bruder: Okay, dann kommen wir jetzt noch mal zu den Usability Tests. Du hast ja vorhin schon kurz angeschnitten, dass jeder so eine Art Leitfaden für Firmen entwickelt habt. Worum handelt es sich bei dem Leitfaden? Kannst du kurz was dazu erzählen?

Simone Lerche: Ja, der Leitfaden ist so ein Rundumschlag. Der hat also fünf Kapitel und wir haben wirklich zwei drei Einführungskapitel, wo wir die ich sag jetzt mal die Vorteile aufzählen, wo wir Nutzungsweisen beschreiben für Leute, die aus der UX kommen und vielleicht auch gar keine Berührungspunkte bisher mit Nutzungsweisen von Menschen mit Behinderungen hatten. Auch wenn das natürlich schwierig ist, das alles über einen Kamm zu scheren, haben wir mal so, es war gängige Nutzungsweisen versucht zu skizzieren. Genau. Dann haben wir natürlich ein Kapitel, was so differenziert, was eigentlich der Unterschied zwischen Usability und Accessibility-Testung, weil wir eben wirklich auch gucken müssen, dass wir da das gut auseinanderhalten. Ein klassischer Nutzertest sich eben nicht für die reine grundlegende Überprüfung von Barrierefreiheit eignet. Genau. Und die letzten beiden Kapitel des Leitfadens, die sind so wie du sagst wirklich eher so eine Hands-On Information. Was ist denn jetzt wirklich, wenn ich einen Usability Test mit Hilfsmittelnutzenden plane durchführe, was muss ich da beachten? Was muss ich da vielleicht auch technisch-methodisch anpassen? Und wir haben auch natürlich so ein großes Kapitel zu Remote-Tests, also wo man wirklich auch Informationen kriegt, wie sich einzelne Hilfsmittel in der Bildschirmübertragung wahrnehmen lassen. Genau das ist so der Leitfaden. Und wenn jetzt heute ein Anbieter auf uns zukommt und sagt Mensch, ich würde gerne mit Ihrem oder Leuten Ihres Tools eine Website oder App testen, dann beraten wir halt erst mal im ersten Schritt und gucken, wie steht der Testgegenstand dar. Also man muss sich wirklich klar machen, dass eine grundlegende Barrierefreiheit Voraussetzung ist, um sich mit Hilfsmittel-Nutzenden auf die Usability konzentrieren zu können. Also man darf sich dann in solchen Nutzertests nicht mit klassischen Barrieren abarbeiten. Und das andere ist, dass wir halt gucken oder gemeinsam mit dem Anbieter dann klären, was für Testpersonen mit welchen assistiven Technologien oder adaptiven Strategien wären. Interessant? Wie soll der Zuschnitt der Testgruppe sein? Und dann entscheiden wir uns für ein Format. In der Regel sind es ja moderierte Tests. Wir haben aber auch schon Tests in Eigenregie machen lassen, wo die Testpersonen dann selbstständig Aufgaben durchführen und dokumentieren. Klar, es muss auch immer überlegt werden. Mache ich Remote Tests, also über Online Konferenz Systeme oder treffe ich mich vor Ort? Und dann entwickeln wir den Test-Leitfaden mit Aufgaben und begleitenden Fragen in Kooperation mit den Anbietern. Und bei so einem klassischen moderierten Usability-Tests gucke ich mir dann aus meinem Test-Pool die passenden Testpersonen aus, plane die Sessions mit ihnen. Und wie gesagt, ich habe jetzt häufig, das ist ein bisschen Corona geschuldet, aber es hat sich gezeigt, dass das auch viele Vorteile für die Zusammenarbeit hat, treffe ich mich meistens online in unserem Konferenz-System mit den Testpersonen. Ich habe noch eine Kollegin dabei, die dokumentiert. Manchmal gibt es auch stille Beobachtende von Seiten des Anbieters. Ja, und im Verlauf des Tests bitte ich dann die Testpersonen, ihren Bildschirm zu teilen und die Aufgaben durchzuführen. Und wir können das dann beobachten. Und so eine Session geht in der Regel so zwischen 50 und 60 Minuten. Und es gibt natürlich immer mehrere Tests innerhalb eines Projekts. Und wenn die alle erfolgt sind, dann werten wir halt die Beobachtungen aus und geben die Ergebnisse an die Webseitenanbieter zurück.

Dennis Bruder: Du hast ja vorhin Usability und Accessibility unterschieden und das Thema Usability kann ja eigentlich erst nach dem Thema Accessibility überhaupt geprüft werden. Ist das richtig?

Simone Lerche: Ja, also man muss vielleicht sagen, es muss sich zumindest grundlegend darum gekümmert worden sein, sonst wie gesagt arbeitet man sich an Problemen ab. Und da ist eigentlich in der Regel ein Expertenblick einfacher als das mit Nutzern zu überprüfen. Es ist aber schon auch im Rahmen der Nutzer-Tests immer mal wieder so, dass sich auch kleinere Accessibility-Probleme zeigen. Das ist jetzt nicht das Problem. Also man muss jetzt vielleicht nicht den vollumfänglichen Test gefahren haben, aber man sollte wirklich geguckt haben, dass die grundlegende Barrierefreiheit gegeben ist.

Dennis Bruder: Ja, Dann komme ich zu unserem heutigen zweiten Gast. Und Patrick, vielleicht kannst du uns jetzt mal erklären, wie du in so einem Usability-Test eingebunden bist. Du hast ja selbst eine Einschränkung Und erzähl doch mal ein bisschen über dich, über deine Einschränkungen, über deine Einsätze im Team, welche Hilfsmittel du nutzt und wie so ein Test dann für dich abläuft?

Patrick Dembinsky: Ja, ich bin der Patrick Dembinsky. Ich bin schon seit einigen Jahren quasi technischer Berater für Blinden-Hilfsmittel in einer Hilfsmittelfirma und ich fahre entsprechend auch viel in den Außendienst raus und unterstütze, unterstütze meine Kollegen vor Ort bundesweit unterwegs sind, bin ich dann auch mal bundesweit unterwegs ist können Ausstellungen sein. Es können aber auch Beratungen, Hilfsmittel-Beratung und Auslieferung und Schulungen sein. Also das volle Programm quasi. Und ansonsten bin ich geburtsblind und habe Braillezeile Blindenstock, die üblichen Hilfsmittel und. Ein Smartphone mit Sprachausgabe, also iPhone mit Voice Over.

Dennis Bruder: Okay. Und du bist ja dann irgendwann auf das Team Usability gestoßen. Wie kam es denn dazu und was hat dich motiviert, da mitzumachen?

Patrick Dembinsky: Es kam tatsächlich so ein bisschen durch ein Praktikum, was ich bei der Firma Dias gemacht habe, mal vor einiger Zeit. Da war ich ja im Team Usability quasi drin, mit einigen Aufgaben betraut und bin dann auch, wo meine Praktikumsstelle aufgehört hat, ja geblieben. Mehr oder weniger als Tester, dem man mal gelegentlich aus seiner Versenkung holen kann und der dann halt auch mal anhand von verschiedenen Use Cases bestimmte Angebote gemeinschaftlich durchtestet.

Dennis Bruder: Dann erzähl doch mal, wie so ein Test für dich ausschaut, also welche Aufgaben du da kriegst und wie du dich da durchhangelst?

Patrick Dembinsky: Also das geht meistens so anhand von Use-Cases. Also es sind quasi Dinge, die man auf Webseiten tun kann, also beispielsweise ein Use-Case könnte sein: Ich suche mir bei einem ÖPNV-Anbieter eine Verbindung raus und möchte bis zum Buchungsprozess gelangen oder meinetwegen auch bis kurz vor die Bezahlung. Und dann schaue ich, wie ich da am besten hinkomme. Ob das zum einen intuitiv ist, zum anderen auch vernünftig für Screenreader ausgebaut. Und während ich das tue, schauen die Kollegen zu, zum Beispiel Simone, was ich mache. Nebenbei erzähle ich ein bisschen was. Man hört und sieht natürlich auch, wo der Fokus gerade ist, screentechnisch und kann dann insofern dann auch nachvollziehen, was versuche ich gerade zu machen, was macht der Screenreader stattdessen? Und ja, so hangelt man sich dann durch diese Aufgaben und versucht diese zu lösen und danach zu analysieren. Es können mehrere Use-Cases sein, nicht nur einen Use-Case. Je nachdem wie umfangreich die Seite ist, kann es dann auch mal mehrere Use-Cases geben. Also Tickets buchen ist nur eine Option. So zum Beispiel auch Informationen zu einer bestimmten Linie rausfinden oder auf Suche nach einem Kontaktformular gehen, ja eben solche Geschichten.

Dennis Bruder: Okay, Simone, jetzt noch mal eine Frage an dich. Was sind denn das für Firmen, die auf euch zukommen und sich wirklich für das Thema Usability-Testing interessieren?

Simone Lerche: Man kann vielleicht sagen, das ist ja noch, das steckt ja noch alles in den Kinderschuhen. Das heißt, es ist jetzt auch nicht so häufig, dass sich Anbieter an uns wenden. Im Rahmen des Projekts haben wir eben verschiedene Sachen erprobt, aber das haben wir zum Teil auch selber, ich sage jetzt mal, stimuliert. Ansonsten gibt es so ein paar, die sich bemühen um Barrierefreiheit. Das sind tatsächlich häufig Websites und Apps aus dem öffentlichen Personennahverkehr. Dann waren das so Online-Formulare, die jetzt im Zuge des Online-Zugangsgesetzes entwickelt wurden. Wir haben zum Beispiel den Blindengeldantrag den Online-Antrag getestet mit Testpersonen. Das ist eben etwas, was man früher nur in Papierform gemacht hat und das soll ja jetzt alles zunehmend digitalisiert werden. Einmal haben wir den Bafög-Antrag den Online-Antrag getestet mit Testpersonen. Also es sind schon häufig auch Organisationen aus denen aus dem Öffentlich-Rechtlichen Bereich, die sich schon mit Barrierefreiheit beschäftigt haben und jetzt noch weiter ausbauen wollen. Aber es könnte natürlich oder wir hoffen natürlich, dass es auch noch mehr und breiter Interesse gibt. Für das Thema ist es wie gesagt noch nicht sehr verbreitet.

Dennis Bruder: Naja, die grundlegende Sensibilität zum Thema digitale Barrierefreiheit wird ja dann doch wahrscheinlich noch ein bisschen größer werden die nächsten Jahre. Und man sieht es ja auch daran. Usability wird ja jetzt auch im Entwurf der WCAG 3.0 gewissen Teil mit angedacht und das Barrierefreiheitstärkungsgesetz wird vermutlich auch noch einen Teil beitragen. Vielleicht wird da auch noch ein bisschen Bewegung in den Markt kommen. Ja, das war es dann tatsächlich auch für diese Folge. Ich bedanke mich bei euch beiden.

Simone Lerche: Gerne.

Patrick Dembinsky: Sehr gerne.

Dennis Bruder (Outro mit Musikuntermalung): Das war es auch schon wieder mit dieser Folge von Barriere los, dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns ein Like da und abonniert unseren Kanal. Zum Abschluss der Folge will ich auch noch mal auf zwei Dinge hinweisen. Zum einen findet am zwölften April von 10:00 bis 12:00 wieder unsere Online-Sprechstunde für Behindertenbeauftragte statt. Wenn ihr also Behindertenbeauftragte seid und Fragen zum Thema digitale Barrierefreiheit habt, könnt ihr diese ganz unverbindlich stellen und beantworten lassen. Zum zweiten will ich auch noch auf unseren Newsletter hinweisen. Einmal im Monat verlinken wir dort nämlich unsere Fachartikel, die wir zum Thema digitale Barrierefreiheit schreiben. Und wir halten euch über unsere neueste Podcastfolge auf dem Laufenden. Außerdem verweisen wir auf Veranstaltungen und verlinken interessante externe Artikel zum Thema digitale Barrierefreiheit. Wenn ihr also ganz unkompliziert auf dem neuesten Stand bleiben wollt, abonniert unseren Newsletter. Wir verlinken ihn natürlich in den Shownotes. Dann bis zur nächsten Folge von Barriere los!

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